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Wirtschaft: Ex-Siemens-Manager vor Gericht

Staatsanwälte erheben Anklage wegen Untreue: Diesmal geht es um Argentinien

Berlin - In der Schmiergeldaffäre bei Siemens muss sich erneut ein früherer Top- Manager des Unternehmens vor Gericht verantworten. Die Staatsanwaltschaft München erhebt Anklage wegen Untreue in drei Fällen, teilte die Behörde am Dienstag mit. Den Namen des Betroffenen nannten sie nicht. Doch da der Angeschuldigte von 2000 bis 2007 dem Zentralvorstand angehörte und dort die Region Amerika leitete, ist es klar, dass es sich um Uriel Sharef handelt. Er ist nach Thomas Ganswindt das zweite Mitglied des ehemaligen obersten Führungskreises des Technologiekonzerns, dem der Prozess gemacht wird. Wie Ganswindt bestritt auch Sharef die Vorwürfe immer wieder.

Bei Siemens sollen über Jahre hinweg rund 1,3 Milliarden Euro Schmiergelder geflossen sein, um Aufträge im Ausland zu ergattern. Der Korruptionsskandal hatte den Konzern rund 2,5 Milliarden Euro gekostet – unter anderem für Strafzahlungen sowie Anwalts- und Beraterkosten. Siemens selbst hat sich bereits mit den Behörden in Deutschland und den USA geeinigt. Doch gegen einzelne Manager stehen noch Verfahren an. Nach den Ermittlungen der Staatsanwaltschaft, die jetzt zu der Anklage führten, hat es in den 90er Jahren auch in Argentinien Schmiergeldvereinbarungen zwischen Siemens-Töchtern und Regierungsvertretern gegeben.

Bei dem Projekt ging es um die Herstellung fälschungssicherer Ausweise. Nach einem Regierungswechsel im Mai 2001 platzte das Projekt. Die Regierungsvertreter sollen aber auf die Zahlung von 27 Millionen Euro bestanden haben. Der Angeschuldigte soll darüber informiert worden sein und habe verfügt, „dass die geforderte Summe aus einer ihm bekannten schwarzen Kasse zumindest teilweise zu begleichen sei“, schreibt die Staatsanwaltschaft. Weitere Zahlungen seien gefolgt. 2003 habe der Angeschuldigte sogar einen Mittelsmann der Argentinier in München getroffen und er sei 2004 auch über verdeckte Bankkonten mit 40 Millionen Euro Guthaben informiert worden.

Uriel Sharef, 1944 in Tel Aviv geboren, arbeitete seit 1978 für Siemens. Er war viele Jahre für den Konzern in Kolumbien, später auch in Venezuela, Peru und Ecuador tätig. Im Oktober 2000 stieg Sharef in den Zentralvorstand auf. Dort verantwortete er neben den Bereichen Energiegewinnung und Energieübertragung auch die Region Amerika. Im Zuge der Korruptionsaffäre schied Sharef Ende 2007 aus dem Vorstand aus.

Siemens ist der Meinung, dass Mitglieder des früheren Zentralvorstandes im Zusammenhang mit der Korruptionspraxis ihre Pflichten verletzt haben und forderte Schadenersatz. In einem Vergleich zahlten die meisten Manager – Sharef sogar vier Millionen Euro und damit fast so viel wie Ex-Siemens-Chef Heinrich von Pierer. Ganswindt dagegen zahlte die geforderte eine Million Euro nicht. Der Prozess gegen ihn wurde im Mai gegen ein Strafgeld von 175 000 Euro ohne Urteil eingestellt. Corinna Visser

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