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Wirtschaft: Experten: Irak-Krieg bedroht 1,1 Millionen Jobs Bundesanstalt für Arbeit

rechnet Szenarien durch

Berlin (ce). Der Krieg im Irak hat nach Berechnungen von Experten „gravierende“ Folgen für den deutschen Arbeitsmarkt. Je nach Dauer und Intensität des Krieges werde die Beschäftigung in diesem Jahr um bis zu 1,1 Millionen Erwerbstätige sinken, berichten die Forscher des Instituts für Arbeitsmarkt und Berufsforschung (IAB) in Nürnberg. Verantwortlich dafür seien der steigende Ölpreis, der die Produktionskosten für Unternehmen verteuert, sowie sinkende deutsche Exporte. Unter steigenden Ölpreisen würde etwa die Chemieindustrie stark leiden, aber auch die Landwirtschaft. Von einer weltweiten Konjunkturflaute wäre die deutsche Exportindustrie betroffen, die in den vergangenen Monaten die letzte Stütze der schwachen Konjunktur in Deutschland war. Zumindest auf längere Sicht werden sich Wirtschaft und Arbeitsmarkt nach Ansicht der IAB-Experten wieder vollständig erholen.

Minus in den Sozialkassen

Kurfristig kommen jedoch auf die Sozialkassen steigende Ausgaben für Arbeitslose zu, sowie sinkende Beitragseinnahmen. Neue Finanzlöcher der Arbeitslosen-, Renten- und Krankenversicherung sind damit programmiert. Derzeit geht die Bundesregierung noch von einer durchschnittlichen Arbeitslosenzahl von 4,14 Millionen in diesem Jahr aus. Führende Wirtschaftsforschungsinstitute rechnen aber schon längst mit einer Arbeitslosigkeit von mindestens 4,2 Millionen Menschen für 2003. Auch die IAB-Prognosen ergeben einen Anstieg der Arbeitslosigkeit um bis zu 700 000 Personen. Mit einem Sinken der Erwerbstätigenzahl steigt die Arbeitslosenzahl nicht automatisch in gleichem Umfang, aber schätzungsweise um zwei Drittel.

Für seine Schätzungen legt das IAB, das zur Bundesanstalt für Arbeit gehört, drei Szenarien zu Grunde. Im schlimmsten Fall rechnen die Forscher damit, dass die Zahl der Erwerbstätigen 2003 um 1,1 Millionen Personen zurückgeht. Das wäre der Fall, wenn sich die militärischen Auseinandersetzungen mehr als drei Monate hinziehen, viele Ölfördereinrichtungen in der Region zerstört werden und es zu politischen Unruhen sowie massiven weltweiten Terroranschlägen kommt. In diesem Szenario wären die Folgen eines Krieges auch in den kommenden Jahren noch deutlich zu spüren. Im Jahr 2004 würde die Zahl der Erwerbstätigen um 395 000 Personen sinken, ein Jahr später um 224 000.

Blitzkrieg belastet nur wenig

Sollte der Krieg nur sechs bis zwölf Wochen dauern, begleitet von einigen Terroranschlägen sowie einer leichten Einschränkung der Ölversorgung, ergäbe sich in diesem Jahr ein Rückgang um 450 000 Erwerbstätige in Deutschland. Die Auswirkungen für den deutschen Arbeitsmarkt wären am geringsten, wenn es zu einem „Blitzkrieg“ kommt, der nach vier bis sechs Wochen beendet ist, die Ölversorgung nicht beeinträchtigt wird und es nicht zu großen Terroranschlägen kommt. In diesem Fall rechnen die IAB-Forscher nur mit einem Rückgang um knapp 100 000 Erwerbstätige.

Auch wenn die deutsche Wirtschaft und damit auch der Arbeitsmarkt laut IAB-Studie auf jeden Fall „vorübergehend zusätzlich belastet“ werden, könne sich die deutsche Wirtschaft nach dem Irak-Krieg relativ schnell wieder erholen. Allerdings nur dann, wenn es gelänge, eine dauerhafte Destabilisierung des Nahen Ostens zu vermeiden. Konsumenten und Investoren müssten außerdem ihre Verunsicherung überwinden und die Binnennachfrage einen Schub bekommen.

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