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Wirtschaft: Experten sind sich uneinig über den Aufschwung

ZEW-Konjunkturindex sinkt zum dritten Mal in Folge / Währungsfonds hebt Wachstumsprognose an / Börse wieder leicht im Plus

Berlin (den/dr/HB). Wirtschaftsexperten haben unterschiedliche Ansichten über das deutsche Wirtschaftswachstum in diesem Jahr: Während das Mannheimer Zentrum für Europäische Wirtschaftsforschung (ZEW) seine Aussichten auf eine Stabilisierung der Konjunktur im März zum dritten Mal in Folge verschlechterte, hat der Internationale Währungsfonds (IWF) seine Wachstumsprognose für Deutschland angehoben. Das geht aus dem „World Economic Outlook“ hervor, der dem Handelsblatt vorliegt. Der Bericht wird Mitte April veröffentlicht und ist eine der weltweit am stärksten beachteten Konjunkturprognosen.

Die Weltwirtschaft wächst 2004 laut dem IWFBericht um 4,6 Prozent. In seiner Herbstprognose war der IWF noch von einem Wachstum von vier Prozent ausgegangen. Das Wachstum in Deutschland legt dem Bericht zufolge um 1,7 Prozent statt um 1,5 Prozent zu. Mit seiner Prognose liegt der IWF nun gleichauf mit der Schätzung der Bundesregierung. Die deutsche Konjunktur werde vor allem durch die zunehmende Exportnachfrage begünstigt, heißt es in dem IWF-Bericht. Allerdings bleibe der schwache Binnenmarkt ein Problem.

Der vom Mannheimer Zentrum für Europäische Wirtschaftsforschung (ZEW) ermittelte Konjunkturindex ist dagegen im März auf 57,6 Punkte gesunken. Im Februar hatte der Index noch bei 69,9 Punkten gelegen. Laut ZEW wird zwar von einer weiteren Konjunkturerholung ausgegangen, Zweifel gebe es aber, ob die Dynamik beibehalten werden könne. Die Anschläge in Madrid hatten den Angaben zufolge nur einen geringen Einfluss auf die Stimmungsverschlechterung.

Als Hauptgrund nannten die Wirtschaftsforscher des ZEW die zögerliche Erholung des Arbeitsmarktes in den USA. Sie bestärke die Befürchtung, dass der US-Aufschwung nicht nachhaltig sein könne. Die deutsche Konjunktur wäre davon betroffen, da sie sehr stark vom Export abhängt. „Zudem hinterlassen nun die Bekundungen der Reformgegner und die beschäftigungsfeindliche Tariflohnpolitik deutliche Spuren“, sagte ZEW- Präsident Wolfgang Franz am Dienstag.

An den Aktienmärkten hinterließ der Rückgang deutliche Spuren. Nachdem sich der Deutsche Aktienindex (Dax) am frühen Vormittag zunächst etwas erholen konnte, ging es nach Veröffentlichung der ZEW-Zahlen mit den Kursen zunächst steil bergab, der Index rutschte zeitweise unter die Linie von 3800 Punkten. Im Tagesverlauf glich das Geschehen einer Achterbahnfahrt, bevor der Dax bei Börsenschluss mit 3822,37 Punkten leicht im Plus notiert wurde.

Auch der Bundesverband des Deutschen Groß- und Außenhandels (BGA) hat am Dienstag seine Wachstumsprognose für 2004 nach unten korrigiert: BGA-Präsident Anton Börner rechnet für dieses Jahr nur noch mit einer Steigerung des Bruttoinlandsprodukts um 1,2 Prozent. Im Januar war der BGA noch von 1,5 Prozent ausgegangen. Für das laufende Jahr prognostiziert der Verband nur noch einen Anstieg der deutschen Ausfuhren um 3,8 Prozent auf knapp 687 Milliarden Euro und einen Außenhandelsüberschuss von rund 139 Milliarden Euro.

Als größten Risikofaktor bezeichnete Börner den Ölpreis. „Wir rechnen aufgrund von Angebotsengpässen und steigender Nachfrage mit einem Ölpreis von bis zu 38 Dollar pro Barrel.“ Dann käme es auch zu einer weiteren Verteuerung des Euro. Von einem nachlassenden Konjunkturoptimismus berichtet das Institut für Demoskopie Allensbach. Einer am Dienstag veröffentlichten Umfrage zufolge erwarten zwar 57 Prozent der Spitzen aus Wirtschaft, Politik und Behörden in den kommenden sechs Monaten einen Aufwärtstrend. Vor vier Monaten waren es allerdings noch 65 Prozent.

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