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Wirtschaft: Experten: Transrapid ohne Export-Chancen

BERLIN (kt/ADN). Der Transrapid wird sich nach Ansicht von Experten auch nach einem Bau der Strecke Berlin-Hamburg auf dem Weltmarkt kaum verkaufen lassen.

BERLIN (kt/ADN). Der Transrapid wird sich nach Ansicht von Experten auch nach einem Bau der Strecke Berlin-Hamburg auf dem Weltmarkt kaum verkaufen lassen. Technisch sei das System sicher interessant, sagte ein Experte bei der Bahn dem Tagesspiegel, aber der Bau sei gegenüber der herkömmlichen Eisenbahn zu teuer. Weltweit gehe der Trend in eine Richtung: in den Ausbau vorhandener Bahnstrecken.Wo eine Verbindung für den Hochgeschwindigkeitsverkehr ausgebaut wird, greife man in der Regel auf bestehende Anlagen zurück. Die Hochgeschwindigkeitszüge nutzten dann in den Städten die bestehenden Anlagen, neue Trassen gebe es nur "draußen auf dem Land". Dadurch spare man erhebliche Kosten beim Grundstückskauf in den Städten. Während die Bahngesellschaften ihre Trassen seit Jahrzehnten besitzen, müssen für den Transrapid meist Flächen erst gekauft werden. "Ist damit auch noch ein Abriß von Gebäuden verbunden, treibt dies die Kosten astronomisch in die Höhe", so der Experte. Damit sei das Transrapidsystem gegenüber der herkömmlichen Eisenbahn wirtschaftlich nicht wettbewerbsfähig.Zweifel gibt es bei der Bahn inzwischen zunehmend auch, ob die Magnetschnellbahn zwischen Berlin und Hamburg später auch im Betrieb konkurrenzfähig sein würde. Man rechnet fest damit, daß es einen parallelen Schienenverkehr geben wird, der dem Transrapid Kunden abspenstig machen wird. "Und der Wettbewerb kommt auch im Fernverkehr", sagte ein Mitarbeiter. Bisher gibt es ihn nur im Regionalbereich, wo die Bahn schon zahlreiche Strecken an Konkurrenten abtreten mußte. Die Fahrt mit dem Transrapid soll zudem erheblich teurer sein als heute die Bahnfahrt zwischen beiden Städten. Tritt hier ein Wettbewerber im herkömmlichen System mit noch günstigeren Preisen auf, bleibt nach Einschätzung von Bahn-Experten ein großer Teil der Kunden der Schiene treu. Der weitaus größte Teil der Fahrgäste ist nämlich, wie eine Untersuchung der Bahn AG zeigt, preissensibel. Nur ein geringer Teil ist bereit, für Komfort und Tempo erheblich mehr zu bezahlen.Intern hatte sich die Bahn deshalb von den offiziell prognostizierten Fahrgastzahlen der Gutachter für den Transrapid verabschiedet, die bis zu 14,5 Millionen Passagiere im Jahr voraussagten. Bereits 1998 nannte der damalige Aufsichtsratschef der Bahn AG, Heinz Dürr, eine Zahl von knapp mehr als sechs Millionen für den Transrapid, die jetzt wieder aufgetaucht ist, auch wenn sie offiziell weiter nicht bestätigt wird.Bundesfinanzminister Hans Eichel (SPD) geht unterdessen beim Schließen der Finanzierungslücke für den Transrapid jetzt auch auf private Geldgeber zu. Nach Informationen der "Wirtschaftswoche" habe Eichel deshalb mit den Chefs der Dresdner Bank und der DaimlerChrysler Finanztochter Debis, Bernhard Walter und Klaus Mangold, gesprochen, heißt es in einem am Mittwoch veröffentlichten Vorabbericht des Magazins. Eichel wolle erreichen, daß sich Banken und Finanzdienstleister mit rund drei Mrd. DM an einem Fonds beteiligen, in den der Bund seinen Anteil für den Fahrweg in Höhe von 6,1 Mrd. DM einbringen will. Sollte dieses Modell scheitern, setzt Eichel laut "Wirtschaftswoche" auf die bundeseigene Kreditanstalt für Wiederaufbau. Sie könnte den Finanzierungsfonds absichern.

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