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Wirtschaft: Experten über starken Euro noch nicht beunruhigt Gemeinschaftswährung über der 99-Cent-Marke

Berlin (mo). Der Euro wird nach Ansicht von Währungsfachleuten weiter an Gewicht gewinnen.

Berlin (mo). Der Euro wird nach Ansicht von Währungsfachleuten weiter an Gewicht gewinnen. Dabei spiele vor allem der anhaltende Vertrauensverlust gegenüber dem US-Dollar eine Rolle, hieß es am Montag in Bankkreisen. Auch zum Wochenauftakt bewegte sich die Gemeinschaftswährung weiter oberhalb der Marke von 99 US-Cent. Die EZB setzte den Referenzkurs mit 0,9913 Dollar nach 0,9975 Dollar am Freitag. Am Abend fiel der Kurs zwar auf 0,9878 Dollar, im Devisenhandel wird jedoch damit gerechnet, dass noch diese Woche die Parität zum Dollar überschritten werden kann (siehe Lexikon).

Die rasche Kurserholung der Gemeinschaftswährung, die seit Jahresanfang gegenüber dem Dollar um gut 15 Prozent zulegen konnte, lässt das Gros der Währungsfachleute bei Banken und Verbänden bislang noch kalt. BDI-Währungsexperte Reinhard Kudiß sagte, zwar hingen ein Drittel unserer Wirtschaftskraft und Beschäftigung in Deutschland vom Export ab. Doch direkt in die USA gingen nur zehn Prozent der deutschen Ausfuhren; rund 20 Prozent in den Dollar-Raum. Über die Hälfte der Exporte werden innerhalb des EU-Raumes abgsetzt. Außerdem habe der Euro, so Kudiß, von der 30prozentigen Abwertung gegenüber dem US-Dollar seit seiner Einführung Anfang 1999 bisher nur einen Teil wieder aufgeholt. Ungeachtet dessen komme die Dollar-Schwäche zu einem ungünstigen konjunkturellen Zeitpunkt.

Mit Gelassenheit kommentiert DIW-Konjunkturexperte Gustav Horn die rasche Erholung der Gemeinschaftswährung. Bereits im Gemeinschaftsgutachten habe man die Parität in Aussicht gestellt; allerdings erst für 2003.Horn warnte davor, die Nachteile einer starken Währung für die Exportwirtschaft und die Wachstumsentwicklung zu überschätzen. Man müsse auch in Betracht ziehen, dass der starke Euro die Importe stark verbillige. Spürbar werde das demnächst nicht nur bei der Rohölrechnung, sondern auch im Außenhandel mit Drittländern auf Dollarbasis. Allerdings dauere es drei oder vier Quartale, bis dass die Wechselkurs-Veränderungen in den Unternehmensdaten sichtbar würden. Auch der Exportfachmann vom Bundesverband des Groß- und Außenhandels (BGA), Jens Nagel, sieht noch keinen Anlass zur Sorge: „Die Aufwertung um rund zehn Cent im vergangenen halben Jahr hält sich im Rahmen.“ Von den 20 000 Mitgliedsunternehmemen des Verbandes sind rund ein Drittel im Außenhandel engagiert. BGA-Präsident Anton Börner sagte am Montag, er rechne in naher Zukunft mit einem Kurs von 1,02 Dollar. Für den Export bestehe keine Gefahr: „Die Mehrheit unserer Unternehmen ist abgesichert.“

Nach einer Analyse des Investmenthauses Goldman Sachs hingegen ist damit zu rechnen, dass eine weitere Euro-Aufwertung um zehn Prozent das BIP-Wachstum im Euro-Raum im ersten Jahr um 1,1 Prozentpunkte drückt und im zweiten Jahr um weitere 0,2 Prozentpunkte. Bei der Commerzbank erwartet man bei einer Aufwertung um 15 Prozent eine Einbuße beim Wachstum um 0,5 Prozentpunkte. Ungeachtet desssen rechnet das Bundeswirtschaftsministerium für Deutschland mit einem Wachstum von einem Prozent in diesem und drei Prozent im kommenden Jahr.

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