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Wirtschaft: Experten: Verdi-Chef im Interessenkonflikt Bsirske sollte den Aufsichtsrat

der Lufthansa nach Eklat verlassen

Düsseldorf (ms/HB). Nach dem Eklat um VerdiChef Frank Bsirske auf der Hauptversammlung der Lufthansa halten Wirtschaftsexperten den Gewerkschafter im Aufsichtsrat der Fluggesellschaft für nicht mehr tragbar. Im Grundsatz gelte, dass „ein Aufsichtsrat die Interessen des Unternehmens zu vertreten hat. Wenn er in einen dauernden Interessenkonflikt kommt, muss er zurücktreten. So einfach ist das“, sagte Theodor Baums, Vorsitzender der Regierungskommission Corporate Governance und Aktienrechtsexperte an der Universität Frankfurt.

Bsirske, stellvertretender Aufsichtsratschef bei der Lufthansa, hatte als Chef der Dienstleistungsgewerkschaft Verdi im Dezember 2002 zu Streiks gegen den Frankfurter Flughafen aufgerufen, was bei der Lufthansa zu Schäden in zweistelliger Millionenhöhe geführt hatte. Daraufhin hatten ihm am Mittwoch die Aktionäre die Entlastung verweigert – zwar juristisch folgenlos, aber als öffentliche Zurechtweisung eines Aufsichtsrats ohne Beispiel. Der Fall heizt zum Unbehagen der Gewerkschaften die Diskussion um die Mitbestimmung der Arbeitnehmer (siehe Lexikon) wieder an.

Wirtschaftsprofessor Michael Adams von der Universität Hamburg geht noch einen Schritt weiter als Baums: Er hält Schadensersatzansprüche für möglich. „Das ist ein Haftungsfall“, meint Adams. Jedenfalls reiche es aus, um Bsirske aus dem Aufsichtsrat zu werfen. Bis zu einem gewissen Grad sei der Interessenkonflikt allerdings im System angelegt: Bei Firmen mit mehr als 2000 Beschäftigten sind zwei bis drei Sitze im Aufsichtsrat für Gewerkschaftsfunktionäre reserviert. Nach Meinung von Adams sollte diese Vorschrift so schnell wie möglich fallen: Zumindest solle man die externen Arbeitnehmer-Mandate für Nicht-Gewerkschafter öffnen.

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