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Wirtschaft: Expo-Flop: Die Sponsoren der Weltausstellung werden nervös

Das Management der Expo 2000 will die Weltausstellung mit einer 50 Millionen Mark teuren Werbekampagne retten. Eine anhaltende Besucherflaute schadet inzwischen dem Expo-Image nachhaltig.

Von Antje Sirleschtov

Das Management der Expo 2000 will die Weltausstellung mit einer 50 Millionen Mark teuren Werbekampagne retten. Eine anhaltende Besucherflaute schadet inzwischen dem Expo-Image nachhaltig. Auch die "Weltpartner der Expo" - Unternehmen, die mindestens 30 Millionen Mark investiert haben - versuchen jetzt, größeren Schaden abzuwenden. Eine weitere finanzielle Hilfe für die defizitäre Ausstellung in Hannover lehnen die Sponsoren ab.

Seit Freitag der vergangenen Woche haben 610 958 Menschen die Weltausstellung Expo 2000 in Hannover besucht. Das sind mehr, als sich noch in der Vorwoche für "Mensch - Natur - Technik" interessiert haben. Aber viel zu wenig, um das angeschlagene Image der Ausstellung aufzupolieren. Peter Ustinov und Verona Feldbusch sollen das nun ändern: "Jeder, der einen Fernseher besitzt, wird ab Montag die Spots sehen", sagte Paul Steentjes, Geschäftsführer der Düsseldorfer Werbeagentur DDB Needham Worldwide bei der Vorstellung der neuen Kampagne am Freitag in Hannover. Rund 3000 mal sind die sechs 30 bis 45 Sekunden langen Szenen in den kommenden neun Wochen zu sehen. Darin soll Sir Peter die "visionären" und Verona die "spaßigen" Faktoren der Weltausstellung repräsentieren. Kampagnenstart ist am Montag um 19.59 Uhr direkt vor der ARD-Tagesschau. Am Dienstag erscheint in allen großen deutschen Tageszeitungen eine doppelseitige Anzeige mit Feldbusch und Ustinov in einer Auflage von 15 Millionen.

Während die Expo-Macher mit der Werbekampagne den anhaltenden Besucherengpass beseitigen und damit das unweigerlich entstehende Finanzierungsdefizit - Experten gehen mittlerweile von rund einer Milliarde Mark aus - verringern wollen, wächst die Kritik der so genannten Weltpartner am Management der Expo. Denn die zwölf Unternehmen, die die Weltausstellung mit mindestens je 30 Millionen Mark unterstützt hatten, fürchten um ihren Einsatz. Die Deutsche Bahn hat bereits am Freitag Konsequenzen gezogen und das Angebot an Sonderzügen zur Weltausstellung drastisch gekürzt. "Wir mussten reagieren und haben 40 Prozent der Plätze in den Waggons gestrichen", sagte Bahn-Chef Hartmut Mehdorn. Das reduzierte Angebot der Bahn "folgt dem Gebot der Wirtschaftlichkeit". Ursprünglich waren täglich rund 70 Sonderzüge zur Verfügung gestellt worden.

Auch die Lufthansa bangt mittlerweile um die Rentierlichkeit ihres "größeren dreistelligen Millionen-Investments", wie Lufthansa-Sprecher Peter Schöber dem Tagesspiegel am Freitag sagte. Weil die Expo 2000 in Europa "so gut wie nicht bekannt sei", habe die Lufthansa bereits 1999 mit weit weniger großen Besucherzahlen als die Expo-Gesellschaft (40 Millionen) kalkuliert und kleinere Flugzeuge auf den Hannover-Routen eingesetzt als vorher geplant. Doch selbst diese Vorausschau ist offenbar zu optimistisch gewesen. Schöber: "Wir verzeichnen seit dem Start der Expo eine geringere Nachfrage als gedacht." Von einer betriebswirtschaftlichen "Katastrophe" beim Expo-Engagement der Lufthansa zu sprechen, sei allerdings noch zu früh, sagte Schöber.

"Ganz sicher" werde man jedoch der Expo keine weiteren finanziellen Zugeständnisse machen oder sich an der Finanzierung des Defizits beteiligen. Ein Vorsatz, den auch die anderen Weltpartner gefasst haben. So lehnt die Preussag AG, Sponsor einer Arena und einiger Fußgängerbrücken auf dem Hannoveraner Messegelände, nach Angaben ihres Sprechers Frank Laurig bereits jetzt weitere finanzielle Engagements bei der Expo ab. Und der Expo-Beauftragte der Siemens AG, Paul Heller, bestätigte: "Wer Schulden macht, soll diese auch bezahlen. Das jetzt entstehende Finanzierungsloch muss im öffentlichen Bereich gestopft werden." Die Wirtschaft stünde dafür nicht zur Verfügung. Der niederländische Softwarehersteller Baan, ebenfalls 30-Millionen-Mark-Sponsor, geht noch weiter: Marketing-Direktorin Susanne Melchior stellte am Freitag fest, dass "man ein solches Sponsorship aus heutiger Sicht nicht hätte tätigen sollen".

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