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Bundespräsident Horst Köhler betrachtet im "Urban Planet" Pavillon auf der Expo in Shanghai in China eine Lichtinstallation des Erdballs.

© dpa

Expo in China: Kontinent im Angebot

Die Expo in Schanghai ist eine wichtige Plattform für Afrika. Die Handelsbeziehungen zu China entwickeln sich rasant.

26 000 Quadratmeter Afrika – so viel Platz bietet der Gemeinschaftspavillon des Kontinents auf der Expo 2010 in Schanghai. Eine quadratische, funktionale Halle, beklebt mit einer bunten Fotofolie, die eine afrikanische Steppenlandschaft zeigt. Platz für die Präsentation von 42 afrikanischen Staaten muss der Pavillon bieten. Da ist kaum Spielraum für architektonische Zaubereien. Ähnlich unauffällig sind die meisten Ausstellungen. Ein paar Fotos an der Wand, eine kleine Tafel mit den Landesdaten, viel mehr ist es häufig nicht. Doch sie sind dabei, darum geht es. 50 der 53 afrikanischen Länder sind vertreten, mehr als je zuvor in der Expo-Geschichte. Neben dem Gemeinschaftspavillon gibt es einen Pavillon der Afrikanischen Union, acht Länder haben einen eigenen Auftritt – der Kontinent ist auf der Weltausstellung sehr präsent.

China ruft, Afrika kommt. Es ist ein Zeichen für die stetig enger werdenden Beziehungen. Politisch sichert sich Peking schon seit Jahrzehnten die Unterstützung afrikanischer Entwicklungsländer. Ob bei der Durchsetzung der „Ein-China-Politik“ oder gegen die Kritik westlicher Länder an Chinas Umgang mit Menschenrechten – die chinesische Führung zog die meisten Länder Afrikas auf ihre Seite. Mit Chinas neuer Wirtschaftskraft rückt Afrika mehr und mehr auch als Handelspartner in den Mittelpunkt. Kein Zufall, dass afrikanische Staatsmänner wie der kenianische Präsident Mwai Kibaki an der großen Eröffnungsgala der Expo am 30. April teilnahmen. „Für Kenia sind die Beziehungen zu China von großer Bedeutung. Wir sind bereit, unsere Handelsbeziehungen auszubauen und unsere Kooperation beim Ausbau unserer Infrastruktur zu vertiefen“, erklärte Kibaki.

Sein Besuch und die Teilnahme des rund 39 Millionen Einwohner zählenden ostafrikanischen Landes wird belohnt. Unter anderem mit einer acht Seiten starken Sonderbeilage in der chinesischen Staatszeitung China Daily, die sich allein Kenia widmet. Überschriften wie „Kenia, Wunschpartner für chinesische Investoren“ oder „Bereit für Geschäfte in allen Bereichen“ geben die Richtung vor.

Zwischen 2000 und 2008 hat sich das Handelsvolumen zwischen China und Afrika von 10,6 Milliarden auf 106,8 Milliarden US-Dollar verzehnfacht. Das Handelsvolumen zwischen Deutschland und China betrug 2009 rund 95 Milliarden Euro. „Europa war und ist wichtigster Handelspartner Afrikas. Doch der Krisengewinner China hat sich bei den Einzelstaaten auf den Thron des wichtigsten afrikanischen Handelspartners geschwungen“, sagt David Engelhardt vom Institut für Afrikanistik der Universität Leipzig.

China investiert massiv in den Kontinent, verwirklicht prestigeträchtige Infrastrukturprojekte und verschafft sich so einen Zugang zum afrikanischen Markt. Straßenprojekte in Kenia, Flughafenausbau in Algier oder der Merowe-Staudamm im Sudan – China leistet Aufbauhilfe. Ob es dabei Simbabwes Autokraten Robert Mugabe unterstützt oder den sudanesischen Präsidenten Omar al Baschir, der für Kriegsverbrechen in der Region Darfur verantwortlich gemacht wird, China kümmert sich nicht um den Leumund seiner Geschäftspartner. Mit der strikten Linie, sich nicht in die inneren Angelegenheiten anderer Staaten einzumischen, macht es sich Chinas Führung einfach und das Land bei Afrikas Oberhäuptern beliebt.

„Wir wissen Chinas selbstlose Hilfe für unser Land zu schätzen“, zitierte die chinesische Nachrichtenagentur Xinhua Kenias Präsident Kibaki bei seinem Besuch in Schanghai. Doch bei aller Höflichkeit wird auch er wissen, was der Hintergrund für Chinas Engagement in Afrika ist. „Natürlich geht es um Rohstoffe“, sagt David Engelhardt. „Auch der Handel mit Maschinen, Textilien und Transportgütern spielt eine Rolle.“ Der rohstoffreiche Kontinent Afrika hat eine Schlüsselrolle in der chinesischen Außenpolitik erlangt. Chinas Energiehunger muss gestillt werden. Eine jährliche Wirtschaftswachstumsrate von acht Prozent hat Chinas Führung als magische Grenze ausgemacht, um die politische Stabilität des Landes erhalten zu können. Dafür werden Energiemengen und Rohstoffe benötigt, die man selbst nicht mehr besitzt.

Drei Mal reiste Präsident Hu Jintao allein in den vergangenen zwei Jahren nach Afrika. Premierminister Wen Jiabao stattete 2009 gleich sieben afrikanischen Staaten Besuche ab. Das Engagement nützt nicht nur den Chinesen. „Die meisten afrikanischen Länder bestätigen selbst, dass durch das chinesische Engagement eine neue Wirtschaftsdynamik entstanden ist“, sagt Margot Schüller vom GIGA Institut für Asien-Studien. Die wachsende Nachfrage Chinas nach Energie und Rohstoffen habe die Preise erhöht, die Einkommenschancen der Länder verbessert. „Der Ausbau der Infrastruktur sowie die Bereitstellung von Krediten, damit die Länder ihre Projekte im Infrastruktursektor finanzieren können, sind Teil dieser Entwicklung“, sagt Schüller. Zahlreichen afrikanischen Ländern hat China die Schulden erlassen, es investiert in Schulen, bildet Fachkräfte aus und schickt Ärzte.

China nutzt die Expo, um seine Beziehungen zu Afrika weiter zu vertiefen, deren Staatsmännern eine internationale Bühne zu liefern. Margot Schüller glaubt, dass die Weltausstellung Afrika auch darüber hinaus helfen kann. „Die Expo bietet besonders wirtschaftlich schon besser entwickelten Ländern die Möglichkeit, das oftmals vorurteilsbehaftete Bild der Welt gegenüber Afrika zu revidieren.“

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