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Spirale aus Berlin. So soll der Pavillon „Urban Planet“ der Berliner Kreativagentur Triad die Besucher anlocken.

© dpa

Expo in Schanghai: Wo Spree und Jangtse zusammenfließen

Am Sonnabend beginnt die Expo in Schanghai. Auch Unternehmen aus Berlin präsentieren dort ihre Ideen für eine bessere Stadt. Eine dieser Ideen liefert die Initiative "Spree 2011" der Berliner Firma Luri Watersystems, die den Hauptstadtfluss mit innovativer Technik sauberer machen möchte.

In der Ferne liegt die Hauptstadt vorn. „Berlin hat sich schon mehr als andere Bundesländer mit dem Thema der lebenswerten Stadt auseinandergesetzt“, sagt Peter Redlin. Er ist für die deutsche Ausstellung auf der Expo 2010 in Schanghai verantwortlich und Kreativdirektor der Agentur Milla & Partner. Ganz unterschiedlich hätten die Bundesländer die Aufforderung angenommen, sich an der „Balancity“ zu beteiligen. „Doch in Berlin war man von Beginn an sehr hellhörig, als es darum ging, in China Lösungen für eine bessere Stadt vorzustellen.“

Eine dieser Ideen liefert die Initiative „Spree 2011“ der Berliner Firma Luri Watersystems, die den Hauptstadtfluss mit innovativer Technik sauberer machen möchte. Rückhaltebehälter sollen dabei die Abwasserkanalisation bei starkem Regen am Überlaufen hindern. Das Berliner Projekt wird in der „Balancity“ multimedial präsentiert. Nur über Gesten steuert der Besucher ein extra dafür entwickeltes Computerspiel, bei dem man die Spree zumindest am Monitor reinigen kann. Die Gestensteuerung wurde vom Heinrich-Hertz-Institut (HHI) der Fraunhofer-Gesellschaft in Berlin entwickelt und ist sehr beliebt bei den chinesischen Besuchern, die das Expo-Gelände unweit der Jangtse-Mündung schon vor dem offiziellen Start am Sonnabend besuchen durften. „Wir haben absichtlich Punkte geschaffen, an denen wir die Menschen über etwas Spielerisches an die manchmal komplizierten Themen heranziehen können“, sagt Peter Redlin.

Chinesen finden verrückt, dass wir im Sommer gerne im Freien sind

Doch in der „Balancity“ geht es nicht nur um Technik der Großstadt, sondern das Wechselspiel zwischen Stadt und Land. „Öffentliches Grün ist in China häufig Mangelware. Wir wollen deutlich machen, wie wichtig Grünflächen für die Stadtkultur sind“, sagt Redlin. So zeigt die Ausstellung eine große Bandbreite an deutscher Gartenkultur, von historischen Parkanlagen des Schlosses Sanssouci bis hin zu privaten Schrebergärten. Ein ganzer Ausstellungsraum ist diesem Thema gewidmet – dort hängt eine Wiese an der Decke. Der Besucher kann seinen Kopf in herunterhängende Blumen stecken und so 360-Grad-Panoramen deutscher Grünflächen betrachten. „Man muss ja nur nach Berlin gucken, wie sich das Leben im Sommer nach draußen verlagert. Chinesen empfinden das häufig eher als verrückt“, sagt Redlin.

In Kritik an den Gastgeber sollen solche unterschiedlichen Wahrnehmungen nicht münden. So gibt es auf dem Expo- Gelände keine Beiträge zur heiklen Menschenrechtsfrage. Aber die Zerstörung der Umwelt durch die wachsenden Megacitys wird an einigen Stellen sehr deutlich dargestellt, etwa im Themenpavillon „Urban Planet“ der Berliner Projektgesellschaft Triad. Im Auftrag der chinesischen Regierung hat man ihn konzipiert, auf 12 000 Quadratmeter erstreckt sich die Ausstellung, die im ersten Teil eine düstere Weltuntergangsvision heraufbeschwört. Gewässer in denen sich der Schrott stapelt, Städte die in Müll versinken – wuchtige Bilder, Installationen und Animationen zeigt Lutz Engelke, Gründer und Geschäftsführer von Triad.

„Am Anfang liefern wir ganz bewusst keine Lösungsansätze. Wir wollen das ganze Ausmaß der Zerstörung darstellen“, sagt Engelke. Trotz der schonungslosen Darstellung könnte der Pavillon zum Renner werden. Offenbar stehen die Chancen nicht schlecht, dass auch Chinas Präsident Hu Jintao den „Urban Planet“ besucht.

Und Triad macht ja auch Mut. Nach dem apokalyptischen Beginn werden viele Lösungsansätze präsentiert, zum Beispiel Solarfolien, die Energie speichern. Als das Zeitalter der Megacitys beschreibt Lutz Engelke von Triad die rasende Urbanisierung überall auf dem Globus. Schanghai zeigt: Zu dem Thema hat man in Berlin einiges beizutragen, auch wenn die Stadt im Vergleich zu chinesischen Metropolen fast schon ein Dorf ist.

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