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Wirtschaft: Export zieht Deutschland aus der Konjunkturflaute

DIW erwartet für 2004 eine Zunahme von neun Prozent - und hofft auf Impulse für die schwache Binnenwirtschaft

Berlin - Die deutsche Wirtschaft steuert in diesem Jahr auf ein enormes Exportwachstum von bis zu neun Prozent zu. Das erklärte das Deutsche Institut für Wirtschaftsforschung (DIW) am Dienstag in Berlin. Dank der starken Nachfrage aus dem Ausland würden in diesem Jahr mehr Waren und Dienstleistungen produziert als noch im Frühjahr angenommen, sagte DIW-Präsident Klaus Zimmermann. So werde das Bruttoinlandsprodukt um 1,8 Prozent in diesem und um 2,1 Prozent im kommenden Jahr zulegen. Andere Institute und Wirtschaftsverbände waren weniger optimistisch.

Bereits in den vergangenen Jahren war der Export die Stütze der deutschen Wirtschaft – 2002 und 2003 hatte das Plus aber nur bei 3,4 und 1,8 Prozent gelegen. Man habe den Aufschwung der Weltwirtschaft unterschätzt, sagte Gustav Horn, Konjunkturchef des DIW. „Dies zeigt, dass die deutsche Wirtschaft weltweit wettbewerbsfähig ist und kein Kostenproblem hat.“ 2005 werde sich der Exportboom nur leicht abgeschwächt fortsetzen, so dass 6,7 Prozent mehr Waren ins Ausland verkauft würden.

Nach Ansicht des DIW greift dies zunehmend auf die Binnenwirtschaft über. „Das Boot kommt in Fahrt“, befand DIW-Chef Zimmermann. Der private Verbrauch werde im kommenden Jahr moderat anziehen, auch bei den Investitionen der Firmen machte das Institut eine Trendwende aus. Der Arbeitsmarkt komme indes nur zögerlich in Gang – in diesem Jahr gehe die Beschäftigung noch um 95000 Personen zurück, erst im kommenden Jahr würden unter dem Strich 200000 Leute zusätzlich eine Stelle finden. Konjunkturexperte Horn warnte die Europäische Zentralbank (EZB) davor, die Leitzinsen zu erhöhen, sobald sich der Aufschwung festigen sollte. Mit einer solchen Politik habe die EZB dem Aufschwung im Jahr 2000 schwer geschadet, sagte Horn.

Andere Experten äußerten weniger Optimismus. Das Hamburgische Welt-Wirtschafts-Archiv (HWWA) ließ seine Prognose von 1,5 Prozent Wachstum in diesem und 1,4 Prozent im kommenden Jahr unverändert. Eine Belebung der Binnenkonjunktur könne er nicht erkennen, sagte HWWA-Präsident Thomas Straubhaar. Das Land komme „nur zögernd aus der Flaute“, der Aufschwung gehe am Arbeitsmarkt vorbei. Schuld daran sei die anhaltende Verunsicherung bei Unternehmen und Verbrauchern über den Kurs der Wirtschaftspolitik. Der Deutsche Industrie- und Handelskammertag bezweifelte deshalb, dass der Funke vom Export auf die Binnenwirtschaft überspringen werde. Chefökonom Axel Nitschke erwartet nur ein Wachstum von „einem bis anderthalb Prozent“ im kommenden Jahr. Schuld daran sei die nachlassende Nachfrage aus den USA und aus China. Zudem werde immer mehr arbeitsintensive Produktion ins Ausland verlagert. Der Austausch von Vor- und Zwischenprodukten über die Grenze verfälsche die Exportstatistik. „Investitionen finden im Ausland statt, nicht bei uns“, bemängelte er.

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