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Exportwirtschaft: So stark wie vor der Krise

Die deutsche Exportwirtschaft wird die tiefe Krise vermutlich schneller abhaken als bislang angenommen. Die Exporteure schließen schon 2011 wieder an das Rekordjahr 2008 an, glaubt der DIHK.

Berlin - Die deutsche Exportwirtschaft wird die tiefe Krise vermutlich schneller abhaken als bislang angenommen. Schon 2011 könnte sie wieder annähernd so viel ins Ausland verkaufen wie im Rekordjahr 2008, erklärte der Deutsche Industrie- und Handelskammertag (DIHK) am Montag in Berlin. An den Rivalen China wird sie dennoch wohl nicht herankommen – die Volksrepublik stehe weiterhin vor einem noch stärkeren Exportwachstum als Deutschland und werde den inoffiziellen Weltmeistertitel behalten, sagte Axel Nitschke, der Außenwirtschaftschef der Organisation. 2009 hatte China Deutschland als ausfuhrstärkstes Land abgelöst.

In diesem Jahr werde die Bundesrepublik elf Prozent mehr Waren ins Ausland verkaufen, im kommenden Jahr dürften es acht Prozent mehr sein, sagte Nitschke. Er berief sich auf eine Umfrage des DIHK bei den Außenhandelskammern seiner Organisation in 80 Ländern. Da der globale Handel etwas weniger zulegen dürfte, werde Deutschland seinen Weltmarktanteil steigern, sagte er.

Bereits im ersten Halbjahr verzeichneten die Exporteure wieder exzellente Geschäfte. Um fast ein Fünftel nahm der Umsatz im Vergleich zum Vorjahreszeitraum zu, allein im Juni gab es ein Plus von 28,5 Prozent, teilte das Statistische Bundesamt mit. Allerdings hatte die Wirtschaft vor einem Jahr auch den Tiefpunkt erlebt. Wirtschaftsminister Rainer Brüderle (FDP) wertete die Meldung als „sehr ermutigendes Zeichen für die deutsche Wirtschaft“. Es zeuge nicht nur von der hohen Wettbewerbsfähigkeit der Betriebe, sondern auch vom Vertrauen des Auslands in deutsche Produkte. Die exportlastige Industrie meldete am Montag denn auch einen Umsatzanstieg von knapp zehn Prozent im ersten Halbjahr.

Nach Schätzungen der Commerzbank geht im zweiten Quartal ein Drittel des deutschen Wachstums auf den starken Export zurück. Womöglich habe das Bruttoinlandsprodukt zwischen April und Ende Juni um mehr als 1,5 Prozent zugelegt – das wäre der stärkste Wert seit langem, sagte Banken-Volkswirt Simon Junker.

Dass viele Staaten 2010 ihre Konjunkturprogramme auslaufen lassen, beeinträchtigt den internationalen Handel dem DIHK zufolge kaum. „Der Rückzug des Staates als Nachfrager erfolgt für die Wirtschaft keineswegs überraschend, größtenteils stufenweise und auch nicht zeitgleich in den verschiedenen Ländern“, hieß es. In China sei eine leichte Verlangsamung des Wachstums förderlich, um eine Überhitzung zu vermeiden. Und in den USA, dem nach Europa wichtigsten Markt für deutsche Firmen, sei die Entwicklung stabiler als bislang vermutet. Auch die Sparmaßnahmen in vielen Ländern würden die Nachfrage nach deutschen Produkten nicht zwangsläufig abwürgen. Immerhin müssten viele Staaten ihre Investitionsrückstände aufholen, das biete Chancen für deutsche Anbieter.

Den Vorwurf, Deutschland lebe angesichts seiner Weltmarktposition auf Kosten anderer Staaten, wies der DIHK zurück. Von jedem Euro, den die deutschen Firmen aus dem Export einnehmen, hätten sie zuvor Vorleistungen für 40 Cent im Ausland eingekauft. Überhaupt sei Deutschland das importstärkste EU- Land. Außerdem, behauptet der Verband in seiner Studie, seien die Unternehmen „auf den Weltmärkten nicht deshalb so erfolgreich, weil sie besonders billig sind, sondern vielmehr, weil sie über eine besondere Qualität verfügen“.

Auf jeweils fast zehn Prozent taxiert der DIHK den Anstieg der Importe in diesem und im nächsten Jahr. Erstmals werde die Bundesrepublik 2010 die meisten Produkte aus China beziehen, sagte Nitschke. Das Land liefere nicht mehr nur Textilien oder Spielwaren, sondern verstärkt auch Computer oder Maschinen. Bislang waren die Niederlande das Importland Nummer eins gewesen – vor allem, weil viele Güter aus anderen Ländern über den Hafen Rotterdam hierher gelangen.

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