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Expressdienste: Der Überbringer explosiver Nachrichten

Der Logistiker UPS hat die Paketbombe ins Kanzleramt geliefert. Das wäre sicher nicht im Sinne des Gründers James Casey gewesen. Ein Porträt des größten Expressdienstes der Welt.

Berlin - Die als Büchersendung getarnte Paketbombe, die am Dienstag in der Poststelle des Kanzleramtes für Aufregung sorgte, ist von einem Boten des United Parcel Service (UPS) ausgeliefert worden. Auch eine der Paketbomben, die mutmaßlich Al Qaida im Jemen aufgegeben hatte, und die auf dem Flughafen Köln/Bonn nach Großbritannien weitergeleitet worden war, hatte UPS transportiert. Das US-Logistikunternehmen ist nicht nur der größte Express- und Paketzustelldienst der Welt, sondern auch einer der ältesten.

Fast jeder kennt die typischen braunen Lieferfahrzeuge des Unternehmens mit Hauptsitz in Atlanta im US-Bundesstaat Georgia. UPS beschäftigt weltweit 408 000 Mitarbeiter in 215 Ländern und erwirtschaftete 2009 einen Umsatz von 45,3 Milliarden US-Dollar. 3,8 Milliarden Pakete und Dokumente stellte das Unternehmen im vergangenen Jahr zu.

Gegründet wurde UPS im Jahre 1907 von James Casey. Der damals 19-Jährige hatte keine Lust mehr, weiter als Angestellter zu arbeiten. Casey jobbte bei verschiedenen Kurierdiensten in Seattle im amerikanischen Bundesstaat Washington. Schließlich lieh er sich von einem Freund 100 Dollar und gründete damit die „American Messenger Company“, einen Boten- und Zustelldienst in Seattle.

Auf Anfrage stellte die Firma in der Stadt Pakete zu, überbrachte Dokumente, Gepäck und Tabletts mit Essen aus Restaurants. Meistens zu Fuß, manchmal mit dem Fahrrad, 24 Stunden am Tag. Kurz darauf schaffte das Unternehmen seinen ersten Zustellwagen an, einen Ford Model T. 1919 verschickte die Firma zum ersten Mal Pakete auch außerhalb von Seattle und gab sich ihren heutigen Namen: „United Parcel Service“ – kurz UPS. Aus dem kleinen Betrieb mit einer Handvoll Kuriere wurde schnell ein landesweit und später weltweit bekanntes Unternehmen.

In den 70er Jahren begann UPS auch international tätig zu werden. Der Konzern gründete eigene Niederlassungen in immer mehr Ländern – 1976 auch in Deutschland. Als das Unternehmen 1988 die Genehmigung der amerikanischen Luftfahrtbehörde FAA erhielt, eigene Flugzeuge zu betreiben, wurde UPS offiziell zu einer Luftverkehrsgesellschaft. Heute betreibt der Konzern eine eigenen Airline mit 238 Flugzeugen, nach UPS-Angaben die neuntgrößte Fluggesellschaft der Welt. Seit 1989 fliegt das Unternehmen auch Fracht auf innerdeutschen Strecken. Die europäische Luftdrehscheibe des Konzerns ist der Flughafen Köln/Bonn.

Zwar macht UPS den größten Teil seines Umsatzes immer noch mit dem Paketgeschäft – 2009 waren es 37,9 Milliarden US-Dollar – daneben hat das Unternehmen mittlerweile aber weitere Standbeine. Ende der 90er Jahre rückten neben der Zustellung von Paketen und Dokumenten andere Dienstleistungen in den Fokus: 1995 gründete UPS eine Logistiktochter, die UPS Logistics Group. Drei Jahre später kam die UPS Capital dazu, die Finanzprodukte und -dienstleistungen anbietet. Immer wieder kaufte der Konzern in den vergangenen Jahren kleinere Logistikfirmen und Zustelldienste, etwa in Europa, China und Lateinamerika. 2001 übernahm UPS das Franchise-Unternehmen Mail Boxes Etc. und benannte 3000 von dessen Postverkaufsstellen und Servicezentren in „The UPS Store“ um. Kurz vor der Jahrtausendwende wagte UPS, das mittlerweile zum Großkonzern geworden war, den Sprung an die New Yorker Börse.

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