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Wirtschaft: EZB: Europas Währungshüter wollen berechenbar sein

Wenn etwas gut läuft, verliert man darüber in der Regel kaum ein Wort. Im anderen Fall allerdings besteht Erklärungsbedarf.

Wenn etwas gut läuft, verliert man darüber in der Regel kaum ein Wort. Im anderen Fall allerdings besteht Erklärungsbedarf. Dass die Europäische Zentralbank (EZB) in ihrem jüngsten Monatsbericht auf acht Seiten ihre externe Kommunikationspolitik haarklein erläutert und rechtfertigt, ist ein solches Indiz.

EZB-Präsident Wim Duisenberg zeigt sich auf den monatlichen Pressekonferenzen im ersten Stock des Euro-Towers als durchaus gewiefter und freundlicher Notenbanker. Aber seine Erklärungen stellen längst nicht alle Beobachter zufrieden. Volkswirte und die so genannten "EZB-Watcher" klagen gerade in diesen Tagen über anhaltend unklare Aussagen der EZB, vor allem über die Geldmenge, eine der beiden wichtigen Säulen in der Geldpolitik der Notenbank. "Eine Zentralbank sollte sagen, was sie tut, und tun, was sie sagt", schreibt die EZB im Monatsbericht Februar und rühmt sich einer Kommunikationspolitik, die weit über ihre Rechenschaftspflichten gegenüber der Öffentlichkeit hinausgehe und die aktiver sei als bei fast allen anderen Zentralbanken der Welt. Was gerade im Falle der Europäischen Währungsunion angesichts von 15 Mitgliedsstaaten ohne Zweifel nicht einfach ist. Für das Verständnis der Geldpolitik und für die Glaubwürdigkeit einer Notenbank ist Offenheit nach außen nach Ansicht der EZB unerlässlich: Die Unsicherheit über die Gewährleistung der Preisstabilität reduziere sich, die Risikoprämien bei Anleihen hielten sich im Rahmen, Wachstum und Wohlstand würden gefördert und auch die Tarifparteien würden sich zurückhalten, wenn sie von anhaltender Preisstabilität überzeugt seien. "Alle Teile der Gesellschaft profitieren, wenn wirtschaftliche Entscheidungen auf der Basis einer glaubwürdigen, stabilitätsorientierten Geldpolitik getroffen werden."

Bei all dem sei es auch wichtig, dass die Notenbanker im Euroraum "mit einer Stimme" sprechen. Pressekonferenzen, Monatsberichte, Vorträge, Interviews - fast 200 Mal standen die sechs Direktoriumsmitglieder der EZB im vergangenen Jahr Rede und Antwort. Die Auftritte von Duisenberg vor dem Wirtschafts- und Währungsausschuss des Europaparlamentes und die Verbreitung von Informationen über das Internet zählt die EZB zu ihren wichtigsten Kommunikationswegen. Trotzdem klappt bei weitem nicht alles. Duisenbergs fatale Äußerungen über Interventionen im vergangenen Oktober sind noch in guter Erinnerung. Und EZB-Watcher in Frankfurt sind nicht zufrieden, weil sie wichtige Informationen zur Geldmengenentwicklung, eine der wichtigsten Säulen der europäischen Geldpolitik, vermissen. Über "Ungereimtheiten", klagt Michael Schubert von der Commerzbank. "Die EZB beschränkt sich weitgehend auf die Bekanntgabe der nackten Zahlen. Man bekommt wenig Interpretation an die Hand", sagt Uwe Angenendt, Chefvolkswirt der BHF Bank. Die Folge sind Missverständnisse und Unsicherheiten über die Bedeutung der Geldmenge für die Geldpolitik und über die Geldpolitik der EZB insgesamt. Nicht nur bei den professionellen EZB- Beobachtern, möglicherweise auch bei Banken, Unternehmen oder den Tarifparteien.

Die nächste Bewährungsprobe für die Kommunikationspolitik der Notenbank steht in den kommenden Monaten bevor. Am 1. Januar 2002 wird das Euro-Bargeld eingeführt. Doch immer noch ist die Skepsis gegenüber dem Euro groß. Und wie das mit dem Bargeld laufen soll, weiß bislang nur eine Minderheit. Die Informationskampagne soll in den nächsten Wochen und Monaten richtig anlaufen. 80 Millionen Euro stehen dafür der EZB und den nationalen Notenbanken im Euro-Raum zur Verfügung.

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