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Wirtschaft: EZB hält Euro für unterbewertet

FRANKFURT (MAIN) (ro). Die Europäische Zentralbank (EZB) macht sich keine Sorgen über die Kurs-Entwicklung des Euro.

FRANKFURT (MAIN) (ro). Die Europäische Zentralbank (EZB) macht sich keine Sorgen über die Kurs-Entwicklung des Euro. Im Gegenteil: Sie attestiert der europäischen Währung "ein klares Potential für einen stärkeren Außenwert". Dies hat nach Auffassung der Zentralbanker, wie sie im Monatsbericht Juni betonen, seinen Grund auch darin, "daß der Euro eine Währung ist, die sich fest auf interne Preisstabilität stützt". Die deutliche Abschwächung des Euro seit Jahresanfang führt die EZB auf die unterschiedliche Wirtschaftsentwicklung in Europa und in den USA, auf die Belastungen durch den Kosovo-Konflikt und die Entscheidung der EU-Finanzminister zurück, Italien in diesem Jahr ein höheres Defizit einzuräumen als ursprünglich geplant.

Nach innen zeigt der Euro nach Ansicht der Notenbanker weiter positive Wirkung. Die Preisstabilität jedenfalls sei auch für die "nächste Zeit" gewährleistet. Allerdings verkennt die EZB nicht, daß der höhere Ölpreis sowie Preiserhöhungen für einzelne Nahrungsmittel die Verbraucherpreise in jüngster Zeit wieder schneller steigen ließen. Dies wird sich ihrer Ansicht nach auch in den kommenden Monaten fortsetzen. Allerdings sei dies nur eine "vorübergehende" Entwicklung. Für die nächsten beiden Jahre werde der Anstieg der Verbraucherpreise aber weiter unter zwei Prozent liegen und damit im Rahmen des Preisstabilitätsziels.

Erneut fordern die Währungshüter die Politik auf, ihre Anstrengungen zu verstärken, "damit Fortschritte bei der Förderung der Beschäftigung und bei der Erreichung stabilerer Haushaltssalden erleichtert werden". Bislang ist nach Ansicht der EZB zu wenig passiert. Lob gibt es aber für den auf dem EU-Gipfel in Köln verabschiedeten Beschäftigungspakt. Er sei ein richtiger Ansatz, weil die Notwendigkeit von Strukturreformen betont werde. Die Umsetzung solcher Reformen hätte auch eine wichtige vertrauensbildende Wirkung im Eurogebiet und würde die Durchführung einer stabilitätsorientierten Geldpolitik unterstützen.

Überhaupt nicht zufrieden sind die Euro-Währungshüter mit der Haushalts- und Finanzpolitik in der EU. "Für die Jahre 1999 und 2000 sind zwar weitere Verbesserungen der öffentlichen Haushalte vorgesehen, das Tempo der Konsolidierung der öffentlichen Finanzen ist jedoch nur sehr mäßig." Die Finanzpläne der einzelnen EU-Staaten beruhten zudem auf "übermäßig optimistischen" Annahmen der Konjunkturentwicklung. Die Haushalte des Eurogebietes seien deshalb im Durchschnitt "nach wie vor anfällig gegenüber ungünstigen Konjunkturentwicklungen". Sie verfügten nicht über ausreichende Sicherheitsmargen, warnt die EZB.

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