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Wirtschaft: EZB sieht den Aufschwung kommen – auch ohne Zinssenkung

Europäische Zentralbank lässt Leitzinsen unverändertbei 3,25 Prozent/WTO macht deutscher Wirtschaft Hoffnung/UN senkt Prognose

Frankfurt (Main)/Genf (rtr/dpa/jdh). Die Europäische Zentralbank (EZB) erwartet den Aufschwung im kommenden Jahr, will sich aber auf Zeitpunkt und Ausmaß noch nicht festlegen. Die Unsicherheit beim Konjunkturausblick sei sehr hoch und der Zeitpunkt einer Erholung deshalb schwer vorherzusagen, sagte EZB-Präsident Wim Duisenberg am Donnerstag in Frankfurt. Die Leitzinsen ließ die europäische Zentralbank wie erwartet unverändert bei 3,5 Prozent.

Die Auf- und Abwärtsrisiken für die Preisstabilität seien ausgewogen, begründete Duisenberg die Entscheidung, das Zinsniveau „angemessen“. Die EZB könne nur als Garant für ein stabiles Preisniveau zu der bisher vergebens erhofften Konjunkturerholung in der Euro-Zone beitragen. „Die Geldpolitik ist keineswegs ein Hindernis für die Rückkehr zu mehr Wachstum“, sagte Duisenberg. Analysten rechnen mit einer Zinssenkung in den kommenden Monaten, da sich die Konjunkturaussichten stark eingetrübt haben und die Vertrauenskrise an den Aktienmärkten die gesamte Wirtschaft belastet. Im dritten Quartal 2002 habe die Wirtschaft in der Eurozone voraussichtlich ähnlich schwach zugelegt wie in den ersten beiden Quartalen, sagte Duisenberg. Somit sei mit einem Plus von 0,3 bis 0,4 Prozent zu rechnen. Mit Blick auf die Börsenkrise sagte der EZB-Präsident, die Kreditwirtschaft in Euroland sei nicht gefährdet. „Die Banken werden den Sturm überleben.“ Angesichts der guten Kapitalausstattung mache er sich „keine Sorgen“.

Hoffnung für die deutsche Wirtschaft machte am Donnerstag die Welthandelsorganisation WTO. 2001 führte die Bundesrepublik nach WTO-Angaben Waren im Wert von 571 Milliarden Dollar aus. Damit stieg die Nachfrage nach deutschen Produkten weltweit um drei Prozent. Vor Deutschland rangiert laut WTO nur noch die USA, während Japan mit Mühe seinen dritten Platz halten konnte. Bei den exportierten Dienstleistungen belegt Deutschland 2001 wie im Jahr zuvor den vierten Platz, wenn auch mit Einbußen beim Wert der Ausfuhren, der 2001 bei knapp 80 Milliarden Dollar lag.

Insgesamt wird der Welthandel in diesem Jahr wieder an Fahrt gewinnen. Falls die leichte wirtschaftliche Erholung in bestimmten Industriestaaten sich fortsetzt, dann könnte 2002 nach Prognose WTO das Volumen des internationalen Warenaustausches um rund ein Prozent steigen. Der Wert der Exporte werde auch zunehmen, aber größtenteils nur, weil die Dollarpreise der meisten Waren und Dienstleistungen anziehen.

Die Vereinten Nationen glauben unterdessen nicht mehr, dass das globale Wirtschaftswachstum vor Mitte kommenden Jahres wieder anziehen wird. In einer revidierten Prognose, die am Donnerstag in New York vorlag, machen die UN unter anderem den US-Aktienmarkt, die politische Ungewissheit im Nahen Osten sowie die schwierige Lage in Argentinien und anderen lateirikanischen Ländern verantwortlich. Nach dem neuen „Global Economic Outlook“ dürfte sich das Wachstum im Jahr 2002 letztlich auf 1,7 Prozent beschränken – statt der erwarteten 1,8 Prozent. Für 2003 nennt der Bericht jetzt nur noch 2,9 Prozent Aufschwung – verglichen mit den prognostizierten 3,2 Prozent vom April.

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