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Über den Dächern von Kreuzberg. Maria Molland ist gerade von London nach Berlin gezogen. Sie findet, die Stadt wirbt zu wenig mit ihrem großen Potenzial.

© Kai-Uwe Heinrich

Fab.com: Design für alle

Das Shoppingportal für Designerprodukte baut in Berlin sein internationales Geschäft auf.

Berlin - Fab.com ist gerade eingezogen, die Handwerker verlegen die letzten Leitungen, doch die zwei Etagen an der Skalitzer Straße in Kreuzberg sind schon wieder zu eng. „Wir suchen neue, größere Räume“, sagt Maria Molland, die das internationale Geschäft des Internetunternehmens verantwortet und selbst gerade von London nach Berlin gezogen ist. Fab.com ist ein Shoppingportal für Designermöbel, Einrichtungs- und Modeaccessoires mit einem großen Ziel: weltweit die erste Adresse für Design zu sein. „Wir wollen in der Onlinewelt so groß werden, wie Ikea es heute offline in der Möbelbranche ist“, sagt Molland.

Hauptsitz des Unternehmens ist New York, doch von Berlin aus will Fab.com den internationalen Markt erschließen. Im Juli 2011 in den USA gegründet, übernahm Fab.com im Februar 2012 das Berliner Start-up Casacanda und zuletzt den britischen Wettbewerber Llustre. Zuletzt warb Fab.com noch einmal 105 Millionen Dollar von Risikokapitalgebern ein.

Inzwischen arbeiten 105 Leute für das Unternehmen in Berlin und 50 in London, wobei ein Großteil des Londoner Teams im Herbst nach Berlin umziehen soll. Ende des Jahres will Molland 200 Leute in Berlin haben. Die meisten Mitarbeiter arbeiten daran, Kontakte zu Designern aufzubauen und interessante Produkte aufzuspüren. „Wir wollen Design für alle zugänglich machen und gleichzeitig Designern neue Märkte erschließen“, sagt Molland. Die Verkäufe in limitierter Stückzahl gehen über einen begrenzten Zeitraum, anschließend sendet der Designer seine Produkte zum Lager von Fab.com – in Deutschland steht das in der Nähe von Kassel –, wo die Produkte verpackt und von DHL verschickt werden. 1,4 Millionen Mitglieder habe die Shoppingplattform inzwischen in Europa, sagt Molland, und sechs Millionen weltweit.

Für Berlin als Sitz in Europa habe sich das Unternehmen entschieden, weil die Stadt für Menschen aus aller Welt attraktiv sei, eine lebendige Kunst- und Designszene habe und sich inzwischen zu einem Zentrum für Technologiefirmen und Risikokapitalgeber entwickelt habe. „Berlin zieht viele Talente an“, erklärt die 37-jährige Managerin. Auch sei es preisgünstiger als die britische Metropole. Wer als amerikanisches Internetunternehmen nach Europa gehe, gehe nach Berlin.

Sie sei allerdings verwundert, wie wenig die Stadt aus ihrem Potenzial mache. „London versucht massiv, für sich als Technologiestandort zu werben“, sagt Molland. „Hier scheint man das nicht zu mögen.“ Es sei auch schwierig, Aufenthalts- und Arbeitserlaubnisse für ausländische Mitarbeiter zu bekommen, ebenso wie ein Konto zu eröffnen. Das berichten auch andere Berliner Internetfirmen, die schnell wachsen. „Wir haben einen Business Immigration Service, der hier helfen kann“, sagte Wirtschaftsstaatssekretär Nicolas Zimmer dem Tagesspiegel. „Offenbar müssen wir den noch bekannter machen.“ Geplant sei auch eine Internetseite für alle Fragen und Antworten rund um die Gewinnung ausländischer Fachkräfte. „Wir haben noch Nachholbedarf“, gibt Zimmer zu. Corinna Visser

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