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Steve Wozniak, Mitbegründer von Apple, probiert auf der Cebit 2014 die Datenbrille Rift von Oculus VR aus.

© imago

Facebook schluckt Oculus: Mit der Datenbrille durch die Virtualität

Facebook kauft für zwei Milliarden Dollar den Spezialisten für Datenbrillen, Oculus VR. Gründer Mark Zuckerberg will damit auch in den Hardware-Bereich vordringen und sich auf die "Plattformen der Zukunft" vorbereiten.

Mark Zuckerberg hat die Übernahme der Virtual-Reality-Firma Oculus angekündigt. Der Gründer des sozialen Netzwerks Facebook teilte am Dienstag nach Börsenschluss mit, es werde für den Hersteller von Videobrillen zwei Milliarden Dollar (1,45 Milliarden Euro) in Bar und in Aktien zahlen. Das 2012 gegründete Startup mit Sitz in Kalifornien hat die Videobrille Rift entwickelt, die besonders für Videospiele verwandt werden kann. Bei Experten hat das Future-Gadget viel Lob bekommen, ist allerdings bisher noch im Entwicklungsstadium und nicht auf dem Markt.

Eine überdimensioniere Skibrille oder doch die nächste große Kommunikationsplattform?

Diese Mischung aus überdimensionierter Skibrille und Schneidebrett soll die Zukunft unserer Kommunikation sein? Zugegeben, die Virtual-Reality-Brille Rift von Oculus ist nicht schön und man stellt sie sich auch nicht sonderlich bequem vor. Zudem bereitet die Vorstellung einer Welt in der keiner mehr real etwas erlebt, sondern alle nur noch virtuell existieren den meisten Normalsterblichen eher Angst als Vorfreude. Mark Zuckerberg kann solche Ängste wohl nicht teilen.

Der Facebook-Chef erklärte, die Verwendung der Virtual-Reality-Technologien jenseits des Bereichs der Computerspiele sei bisher noch in der Testphase. „Mobile Geräte sind die Plattform der Gegenwart; wir bereiten uns auf die Plattformen der Zukunft vor“, begründete Zuckerberg am Dienstag den Zukauf. Oculus habe die Chance, eine neuartige Kommunikationsplattform zu schaffen und damit „die Art zu verändern, wie wir arbeiten, spielen und kommunizieren“, erklärte er weiter.

Die Rift-Videobrille soll für 350 Dollar pro Stück verkauft werden

Facebook zahlt 400 Millionen in Bar und 23,1 Millionen Facebook-Aktien an die Anteilseigner von Oculus. Hinzu kommen später bis zu 300 Millionen Dollar, wenn bestimmte Ziele erreicht werden. Die Firma hat bisher mehr als 75.000 Bestellungen für ihre Rift-Videobrille, die für 350 Dollar pro Stück in den Verkauf gehen soll. Die im Februar verkündete Übernahme des Kurznachrichten-Dienstes WhatsApp war insgesamt 19 Milliarden Dollar schwer. Zu den weiteren großen Zukäufen von Facebook gehört die Foto-Plattform Instagram.

Augmented Reality: Wie sich das Physische vom Geistigen trennt

So ganz glücklich sieht Wozniak nicht aus- vielleicht war es in der virtuellen Welt doch schöner?
So ganz zufrieden sieht Wozniak ohne Datenbrille nicht aus- vielleicht war es in der virtuellen Welt doch schöner?

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Die Entwicklung des Geräts und der dahinter liegenden Plattform soll auch unter der Ägide von Facebook weitergehen. Zuckerberg erklärte auf Facebook, es gebe noch jede Menge weitere Anwendungsmöglichkeiten für Datenbrillen über das Spielen hinaus. Sportfans könnten sich die besten Plätze im Stadion sichern, virtuelles Lernen würde verbessert oder Konversationen mit dem Arzt. Man fühle sich „wahrhaft anwesend“.

So könnten Augmented-Reality-Technologien unsere Art und Weise zu (er)leben nachhaltig verändern. Ganz im Stil einer digitalisierten und allzeit vernetzen Informationsgesellschaft müsste man dann nicht mehr tausende Kilometer zurücklegen, um den Times Square bei Nacht oder einen Sonnenaufgang am Grand Canyon zu genießen. Der Gang ins Büro wird hinfällig und auch Freunde kann man im virtuellen Raum vom Bett aus treffen. Der Dystopie nach wäre unser Körper dann nicht mehr ein unverzichtbarer Teil der menschlichen Identität, sondern eine leere Hülle, die unser Inneres an die Weiten des virtuellen Raums verloren hat.

Wer schaut mit durch die Oculus-Brillengläser?

Fraglich bleibt auch wie Facebook das Thema Datenschutz vor Augen dieser veränderten Spielregeln auslegen wird. Man denke den dystopischen Ansatz mal bis zum Ende, das heißt bis zu dem Punkt, an dem wir uns für den Sprung in die Virtualität keinen großen schwarzen Balken mehr ins Gesicht hängen, sondern nur noch eine Kontaktlinse einsetzen müssen. An diesem Punkt kann jeder, der wirklich will alles sehen was wir sehen. Und da wäre der Überwachungsstaat- Orwell behielte Recht.

Facebook konkurriert jetzt mit Sony

Aber weil wir kein Internetforum, sondern eine Zeitung sind und Herr Zuckerberg zuletzt versprach, Facebook vor der NSA zu schützen, wollen wir diesen Gedanken nicht weiter spinnen und kommen zurück zu den harten Fakten. Was feststeht ist, dass Facebook mit dem Kauf von Oculus nach Whatsapp und Instagram das erste Mal in den Bereich der Hardware-Produktion vorstößt. Zu den Rivalen gehört der japanische Elektronikriese Sony mit seinem „Project Morpheus“. Nutzer der Playstation 4 können sich mit dieser Brille in die virtuelle Spielewelt einklinken.

Oculus VR soll im kalifornischen Irvine beheimatet bleiben und damit nicht in die Firmenzentrale von Facebook nach Menlo Park umziehen. Zuckerberg hatte dem Unternehmen wie zuvor auch WhatsApp, größtmögliche Eigenständigkeit zugesagt. (mit dpa/AFP/reu)

Deborah Schaper

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