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Fachkräftemangel: Kampf der Studien

Deutschland hat genug Fachkräfte, haben Ökonomen des DIW herausgefunden. Doch ihre Erkenntnisse veröffentlicht dürfen nicht erscheinen. Institutschef Klaus Zimmermann legte sein Veto ein.

Berlin - Deutschland fehlen Fachkräfte – das beklagen die Lobbyverbände der Arbeitgeber umso lauter, je mehr sich die Lage auf dem Jobmarkt bessert. Stimmt gar nicht, haben Ökonomen des Deutschen Instituts für Wirtschaftsforschung (DIW) in Berlin nun herausgefunden. Allein: Der DIW-Wochenbericht, in dem ihre Erkenntnisse veröffentlicht werden sollten, durfte nicht wie sonst üblich am Dienstag erscheinen. Institutschef Klaus Zimmermann legte sein Veto ein.

Der Grund: Zimmermann fürchtete Insidern zufolge um seine Präsenz in der Presse. Am heutigen Mittwoch will er in seiner Eigenschaft als Chef des Instituts zur Zukunft der Arbeit eine „Agenda Zuwanderung“ vorlegen. In einem Zehn- Punkte-Plan plädiert er für die gezielte Anwerbung von Fachkräften. „Das soll unbedingt in die Medien“, hieß es – mit Blick auf den Koalitionsausschuss, der das Thema am Donnerstag behandelt. Die mediale Präsenz habe Zimmermann durch die DIW-Studie in Gefahr gesehen. Sie soll nun erst am Donnerstag veröffentlicht werden – dabei hat bereits der „Spiegel“ darüber berichtet. Einen inhaltlichen Widerspruch zwischen der Expertise und Zimmermann gebe es nicht, sagte ein Kenner des Vorgangs. Noch Mitte August hatte der Ökonom in dieser Zeitung noch von „wachsendem Fachkräftemangel“ in der Zukunft geschrieben, der eine bessere Integration von Zuwanderern erfordere.

Die PR-Leute der Arbeitgeber behalten daher mit ihrer Klage vom Expertenmangel vorerst die Oberhand. Die Bundesregierung haben sie auch schon überzeugt. „Der Fachkräftemangel darf nicht zur Bremse für Wachstum, Innovation und Wettbewerbsfähigkeit werden“, mahnte etwa das Wirtschaftsministerium am Dienstag an.

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