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Wirtschaft: Fahrräder: Flache Flitzer für die Freizeit: Liegeräder sind die Spezialität des Fahrradbauers Marec Hase

Wer an einer Technischen Hochschule studiert hat, kennt sie vielleicht: diese Typen, die auf selbst gebauten, flachen Fahrrädern zu den Seminaren radeln. Die Beine nach vorne gestreckt, der Sitz mit Rückenlehne dicht über dem Boden angebracht und das Ganze ohne sichtbaren Lenker.

Wer an einer Technischen Hochschule studiert hat, kennt sie vielleicht: diese Typen, die auf selbst gebauten, flachen Fahrrädern zu den Seminaren radeln. Die Beine nach vorne gestreckt, der Sitz mit Rückenlehne dicht über dem Boden angebracht und das Ganze ohne sichtbaren Lenker. "Im Fachjargon heißen die Velos Liegeräder, und den Lenker sieht man nicht, weil er bei vielen Modellen unter dem Körper montiert ist", erklärt der Liegerad-Spezialist Marec Hase.

Liegeräder sind zwar auch heute noch eine exotische Ausnahme auf den Radwegen, doch haben sich in dieser Nische in Deutschland rund 30 Hersteller etabliert. Einer davon ist der Bochumer Marec Hase, der schon früh seine Passion für den Fahrradbau entdeckte.

Mit 17 Jahren gewann er den Landeswettbewerb "Jugend forscht" in Nordrhein-Westfalen mit der Konstruktion eines Tandems. Heute, mit 31 Jahren, hat er seine eigene Firma, beschäftigt acht Mitarbeiter und stellt pro Jahr 600 Fahrräder her. Die Spezialität der Hase Spezialfahrräder: Liegefahrräder mit drei Rädern und Tandems.

Vier Räder hat Hase derzeit im Angebot. Das Einstiegsmodell "Kettwiesel" kostet stolze 1890 Euro. Viel Geld für ein Fahrrad, das aber "Fahrspaß pur" bietet, wie Hase betont. Ihre Stärken können die flachen Flitzer im Freizeit-Einsatz ausspielen. Die bequeme Sitzposition und der geringe Luftwiderstand ermöglichen auch weniger geübten Fahrern lange Touren. Das heißt aber nicht, dass Liegeräder nur etwas für eher betuliche Velo-Freunde sind. Die Sportler in der regen Liegerad-Szene treffen sich inzwischen regelmäßig bei nationalen und internationalen Meisterschaften. Hier kommen aber keine Dreiräder zum Einsatz, sondern Liege-Bikes mit nur zwei Pneus. Im Stadtverkehr haben die Liege-Bikes dagegen ihre Schwächen. Sie sind weniger wendig als normale Fahrräder und werden von Autofahrern leichter übersehen.

Eine wichtige Zielgruppe sind für Hase Menschen, die sich nach Unfall oder Krankheit in einer Rehabilitation befinden oder eine körperliche Behinderung haben. Auf Antrag übernehmen sogar die Krankenkassen die Kosten für ein Liegerad. "Die Dreiräder bieten den Patienten Sicherheit und sie gewinnen viel Bewegungsfreiheit", sagt Hase. Für Behinderte entwickelt und produziert der gelernte Feinmechaniker spezielle Zubehörteile wie Einhandlenkungen oder Gehilfenhalterungen. Die Rahmen für seine Räder lässt Hase in Taiwan fertigen. "Heute ist es leichter, in Asien einen hochwertigen, preisgünstigen Stahl- oder Alu-Rahmen bauen zu lassen als in Deutschland", sagt Hase. Hierfür fehle hier zu Lande inzwischen das Know-how.

Maurice Shad

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