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Großer Volkswagen. Das Lkw-Bündnis aus MAN, Scania und Volkswagen muss noch von mehr als 20 Wettbewerbsbehörden rund um den Globus genehmigt werden.

© dpa

Fahrzeugindustrie: Volkswagen kann sich MAN einverleiben

VW hält 56 Prozent der MAN-Aktien – Ferdinand Piëch kann seinen integrierten Lkw-Konzern bauen und seine Vision vom europäischen Nutzfahrzeughersteller – bestehend aus MAN und Scania unter dem VW-Konzerndach – verwirklichen.

Berlin - Groß, größer, am größten: Das Wachstum des VW-Konzerns scheint für Ferdinand Piëch keine Grenze zu kennen. Seit Montag hat der VW-Aufsichtsratschef sein wichtigstes Etappenziel fast erreicht: Volkswagen kann sich den Lkw-Hersteller MAN einverleiben – als elfte Marke im Wolfsburger Automobilkonzern. Nach seinem Pflichtangebot an die MAN-Aktionäre, das am vergangenen Mittwoch ausgelaufen war, kontrolliert VW aktuell knapp 56 Prozent an dem Münchner Nutzfahrzeug- und Maschinenbauer – mehr als Beobachter in so kurzer Zeit erwartet hatten. Genehmigt werden muss das Lkw-Bündnis aber noch von mehr als 20 Wettbewerbsbehörden rund um den Globus.

Piëch, der im VW-Konzern die strategischen Fäden zieht, kann dann seine Vision vom europäischen Nutzfahrzeughersteller – bestehend aus MAN und Scania unter dem VW-Konzerndach – verwirklichen. Am schwedischen Lkw-Bauer Scania hält VW bereits die Mehrheit. Scania/MAN würden zusammen in Europa auf Rang zwei hinter Daimler und vor Volvo liegen. Weltweit dürfte VW im Lkw-Geschäft, zu dem auch schwere VW-Lkw zählen, die in Brasilien gebaut werden, dann einen Platz unter den ersten sieben einnehmen. Schon heute ist VW der größte Autohersteller Europas mit zuletzt sieben Millionen produzierten Pkw.

Der VW-Vorstand erklärte, nun könnten nach den „regulatorischen Freigaben“ durch eine engere Zusammenarbeit von MAN, Scania und Volkswagen „erhebliche Synergien in den Bereichen Einkauf, Entwicklung und Produktion erschlossen werden“. VW beziffert die Einsparungen auf mehr als 200 Millionen Euro. Auf dem Weg dorthin sei mit der Mehrheit an MAN „ein wichtiger Meilenstein“erreicht worden, teilte Volkswagen mit.

Um die Macht bei MAN ausbauen zu können, hatte VW seinen Anteil an dem Münchner Dax-Konzern vor kurzem über die Schwelle von 30 Prozent gehoben. Daraufhin wurde eine Übernahmeofferte für alle anderen Eigner fällig. Die von VW angebotenen 95 Euro je MAN- Stammaktie stieß jedoch bei Investoren auf wenig Gegenliebe, lag der Preis doch damals deutlich unter dem aktuellen Börsenkurs. VW hatte lediglich einen Anteil von 35 bis 40 Prozent im Sinn, da ein solches Aktienpaket in der Regel ausreicht, um sich die Mehrheit auf Hauptversammlungen zu sichern. Doch dann fiel der MAN-Kurs, das Angebot wurde attraktiv.

Die Aktion kostet VW 3,4 Milliarden Euro. Das ist verkraftbar, denn der Konzern verfügt über 20 Milliarden Euro liquider Mittel. In einigen Jahren, so schätzen Analysten, könnte VW auch im Lkw-Bau durch die Verwendung von Gleichteilen Kosten sparen, so wie heute schon bei der Pkw-Produktion. Ein Argument, dass auch den MAN-Vorstand überzeugte. Er begrüßte am Montag den neuen Eigentümer, obwohl MAN 253 Jahre nach seiner Gründung seine Unabhängigkeit verliert.

Mit der Bildung eines großen Lkw-Konzerns geht Piëch erhebliche Risiken ein, denn die Integration in den VW-Konzern wird Zeit und Geld kosten. An anderer Stelle, bei der Integration von Porsche, ist VW ebenfalls noch lange nicht am Ziel. Der Konzern stehe vor schweren Aufgaben, „die vom operativen Geschäft ablenken können“, warnte deshalb NordLB-Analyst Frank Schwope. Auch eine Aufstockung der Minderheitsbeteiligung an Suzuki sei denkbar. VW hatte sich von einer Beteiligung an den Japanern Vorteile auf dem indischen Markt versprochen. Bislang verläuft die Kooperation mit Suzuki aber glücklos.

Den VW-Anteil von knapp 56 Prozent an MAN betrachtet Schwope nur als „Durchgangsstation zu einer Mehrheit von 75 bis 100 Prozent“. Die Wettbewerbsbehörden dürften dies milde stimmen, da VW nicht länger versucht, MAN nur mit einer Kontrollmehrheit unter 50 Prozent zu regieren. Unlängst hatte die EU-Kommission Piëch gebremst, weil er drei VW-Manager in den MAN-Aufsichtsrat wählen lassen wollte. Auf VW wären dann fünf der acht Sitze auf der Kapitalseite entfallen. Künftig wird es Piëch beim Durchregieren leichter haben.

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