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Es muss nicht immer Kaffee sein: Auch andere Produkte werden erzeugerfreundlich verkauft.

© dpa

Faire Woche: Deutsche geben wenig für gerechten Handel aus

Das Bewusstsein deutscher Verbraucher für fair gehandelte Produkte wächst. Im internationalen Vergleich halten sie sich aber beim Kauf solcher Waren eher zurück.

Berlin - In dem kleinen Dorf Tabaka in Kenia gibt es endlich Strom. Die Grundschule wurde ausgebaut, ältere Kinder besuchen weiterführende Schulen. Bald sollen eine Bibliothek und Internet folgen. „Damit sich die Bewohner schneller informieren und weiterbilden können“, erklärte Jim Kenyanya, Geschäftsführer des Künstlernetzwerks Smolart, am Montag beim Start der Fairen Wochen in Berlin.

Die bundesweite Aktion, die vom 13. bis 26. September bereits zum neunten Mal stattfindet, hat das Ziel, den Verbrauchern auf über 1400 Veranstaltungen den fairen Handel näher zu bringen. Unterstützt wird die Initiative vom Bundesministerium für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung, das in den vergangenen sieben Jahren rund 8,6 Millionen Euro in Fairtrade-Projekte investiert hat.

Die rund 200 Kunsthandwerker aus Tabaka haben ihr Netzwerk vor gut 20 Jahren gegründet, um ihr Einkommen und ihre Lebensbedingungen zu verbessern. Durch den fairen Handel haben ihre Kinder nun eine vielversprechendere Zukunft und die Chance, auch andere Berufe zu erlernen.

Doch nicht nur Handwerker, auch Landwirte profitieren. Inzwischen haben sich Kleinbauern und Plantagen weltweit zu mehr als 800 Kooperativen wie Smolart zusammengefunden. Etwa 1,2 Millionen Menschen arbeiten unter dem Fairtrade-Siegel. Allein in Deutschland pflegen Fairtrade-Importeure über 400 Handelspartnerschaften zu Produzenten aus Asien, Afrika und Lateinamerika. Das sei vor allem dem Engagement von Weltläden, Initiativen, Supermärkten, Verbänden oder Gastronomen zu verdanken, teilte das Forum Fairer Handel mit.

Mit der Fairen Woche will die Initiative noch mehr Akteure gewinnen und die Verbraucher dazu bewegen, diese Produkte zu kaufen. „Verbraucher in Deutschland haben im vergangenen Jahr 322 Millionen Euro für fair gehandelte Produkte ausgegeben“, sagte der Chef des Forums, Hans-Christoph Bill, beim Auftakt der Veranstaltung. Das ist eine Steigerung von 21 Prozent im Vergleich zu 2008. Dennoch bleiben die Ausgaben für Fairtrade-Produkte pro Kopf eher gering. Vier Euro steckte ein Verbraucher in fair gehandelte Produkte. In Großbritannien waren es umgerechnet 15 Euro, in der Schweiz sogar 23 Euro.

Das Bewusstsein für fairen Handel ist trotzdem vorhanden. 43 Prozent der Verbraucher kaufen nach Angaben des Forums gezielt fair gehandelte Produkte. Die beliebteste Ware ist nach wie vor Kaffee. 2009 stieg sein Umsatz um 13 Prozent. Dennoch kaufen mehr als 50 Prozent der Verbraucher derzeit keine Fairtrade-Produkte. Als Grund nennen sie meist mangelnde Einkaufsmöglichkeiten.

Durch Aktionen wie die Faire Woche hofft das Forum, das Bewusstsein der Verbraucher für fairen Handel zu schärfen. „Fairtrade wirkt. Er versetzt Millionen Menschen in Entwicklungsländern in die Lage, sich und ihre Organisation aus eigener Kraft weiterzuentwickeln und ihre Lebens- und Arbeitsbedingungen nachhaltig zu verbessern“, sagte Bill. Das Künstlernetzwerk Smolart zeigt, dass ein Weg aus der Armut möglich ist.

Severine Weber

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