zum Hauptinhalt
Der Bewusstsein für gute Arbeitsbedingungen nimmt zu.

© picture alliance / dpa

Fairer Handel: Steigende Umsätze, neue Kundengruppen

Die Nachfrage nach fair gehandelten Produkten steigt stetig. Das liegt auch an neuen Kundengruppen. Kritik gibt es an der Haltung der Bundesregierung.

In der Vergangenheit hieß es: Die Klischee-Käufer von Fair-Trade-Produkten seien Studenten und Linksalternative. Dann wurde der klassische Konsument als gut gebildet und gut verdienend beschrieben. Mittlerweile zieht sich der Trend, bewusster einzukaufen, durch die gesamte Gesellschaft.

Insgesamt erhöhte sich der Umsatz fair gehandelter Produkte im vergangenen Jahr auf 1,14 Milliarden Euro, wie der Branchenverband Forum Fairer Handel am Donnerstag mitteilte. Seit 2010 hat sich der Umsatz damit fast verdreifacht. Ein Grund seien die neuen Käufergruppen. „Gerade bei den Zielgruppen, die nicht zum klassischen Klientel des Fairen Handels gehören, hat die Nachfrage nach entsprechenden Produkten stark zugenommen“, sagte der Geschäftsführer Manuel Blendin.

Laut einer repräsentativen Verbraucherumfrage, sei der größte Zuwachs mit plus 20 Prozent gegenüber 2013 in der Einkommensklasse bis 2500 Euro zu erkennen. Von ihnen kaufen 65 Prozent faire Produkte. Bei Besserverdienern sind es 64 Prozent, bei Geringverdienern 42 Prozent.

Hauptgrund: Keine Kinderarbeit

Insgesamt hat sich die Käuferschaft seit 2013 um zwölf Prozent auf 61 Prozent erhöht. Bei den regelmäßigen Kunden sind es nicht mehr acht Prozent. Zum Bildungsgrad wurde gesagt: Von den Befragten, die Abitur oder einen Hochschulabschluss angaben, achten zwei von dreien auf Fairen Handel. Bei Verbraucherinnen und Verbrauchern mit Hauptschulabschluss etwas mehr als die Hälfte. Als Hauptmotiv nannten die Befragten, Kinderarbeit zu unterbinden (74 Prozent), gefolgt von fairen Preisen für die Produzenten (60 Prozent).

Lebensmittel machen den größten Anteil der fair gehandelten Produkte aus. Vor allem bei Südfrüchten wie Bananen, Ananas, Mango (72126 Tonnen) und Kaffee (16418 Tonnen) griffen die Konsumenten zu. Pro Kopf haben die Bürger im vergangenen Jahr 14 Euro für Produkte ausgegeben, deren Anbieter besonderen Wert auf gerechte Löhne und bessere Arbeitsbedingungen in den Herkunftsländern legen. So wurde fast zwölf Mal mehr ausgegeben als 2005 mit 1,2 Euro.

Das Beispiel mit der Banane

Inzwischen gibt es fair gehandelte Produkte in rund 42000 Supermärkten, Welt- und Bioläden sowie in 20000 gastronomischen Betrieben. Getrieben wird das Wachstum von Supermärkten und Discountern. Kleine Weltläden und Aktionsgruppen legten in den vergangenen Jahren nur leicht zu. Obwohl sie als Fachgeschäfte die größte Auswahl an fair gehandelten Lebensmitteln und Handwerksprodukten anbieten. Im EU-Vergleich hängt Deutschland der Schweiz und Großbritannien deutlich hinterher. Die Schweizerinnen und Schweizer gaben 2015 vier Mal so viel für fair gehandelte Produkte aus wie die Deutschen.

Der Verein veranschaulichte seine Kritik am Beispiel der Banane: Mit einem jährlichen Pro-Kopf-Konsum von gut zwölf Kilo ist die Banane nach dem Apfel die beliebteste Frucht der Deutschen. Der Marktanteil fair gehandelter Bananen liegt bei zehn Prozent. Das heißt aber auch: Die restlichen 90 Prozent werden unter problematischen Bedingungen produziert und geliefert. Eine Banane kostet in Deutschland im Durchschnitt 30 Prozent weniger als in Frankreich oder Italien.

Von der Pflicht zur Freiwilligkeit

Blendin appellierte an die Bundesregierung, den Nationalen Aktionsplan „Wirtschaft und Menschenrechte“ zügig zu verabschieden. Er soll deutsche Firmen verpflichten, entlang der gesamten Lieferkette darauf zu achten, dass Menschenrechte gewahrt werden. Wegen starken Widerstands aus dem Bundesfinanzministerium drohe dem Aktionsplan aber die „Herabstufung zu einer zahnlosen, auf rein freiwilliger Unternehmensverantwortung basierenden Deklaration“. Immerhin habe die Regierung in der Abschlusserklärung des G7-Gipfels vor einem Jahr noch seine wichtige Rolle „bei der Förderung von Arbeitnehmerrechten, guten Arbeitsbedingungen und des Umweltschutzes in globalen Lieferketten“ betont.

Zur Startseite

showPaywall:
false
isSubscriber:
false
isPaid:
showPaywallPiano:
false