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Fall Faurecia: Korruptionsaffäre erfasst auch BMW

In den Bestechungsskandal um den französischen Zulieferer Faurecia ist neben Volkswagen und Audi auch BMW verwickelt. Auch gegen Faurecia-Chef Pierre Levi wird angeblich ermittelt.

München - Die Staatsanwaltschaft München ermittle gegen zwei ehemalige Einkaufsmanager von BMW und vier «leitende Mitarbeiter» des französischen Lieferanten Faurecia in Deutschland und Frankreich, wie Oberstaatsanwalt Anton Winkler am Dienstag sagte. Die Ermittler gehen davon aus, dass die inzwischen entlassenen BMW-Mitarbeiter dem Zulieferer gegen üppige Schmiergelder Aufträge zugeschanzt haben. In diesem Zusammenhang wird offenbar Faurecia-Chef Pierre Levi verdächtigt. Wie «Focus Online» berichtete, hat die Staatsanwaltschaft Frankfurt am Main ein Ermittlungsverfahren gegen ihn eingeleitet.

Bei einem der beiden Ex-Einkäufer von BMW handelt es sich der Staatsanwaltschaft zufolge um den 55-jährigen Günther L., der nach Schmiergeldvorwürfen im vergangenen Jahr entlassen wurde. Er soll von mehreren Zulieferern insgesamt mehrere hunderttausend Euro Bestechungsgelder angenommen haben. Im Laufe der Ermittlungen gegen L. sei die Staatsanwaltschaft auf die Spur von Faurecia gekommen. Bereits im Mai seien Faurecia-Büros und Wohnräume in München und im niedersächsischen Stadthagen durchsucht worden, sagte Winkler. Wie ein Sprecher von BMW in München betonte, arbeite der Autobauer «eng mit der Staatsanwaltschaft zusammen», um die Vorfälle aufzuklären.

Damit zieht der Korruptionsskandal in der deutschen Autoindustrie immer weitere Kreise. Die Abteilung Korruptionsbekämpfung der Staatsanwaltschaft Frankfurt ermittelt - ausgehend von Faurecia - insgesamt gegen weitere 20 Verdächtige. Unter ihnen sind zwei Einkaufsmanager von VW sowie ein Einkäufer der Konzerntochter Audi. Die mittlerweile freigestellten oder pensionierten Mitarbeiter sollen ebenfalls Schmiergelder angenommen und den Zulieferer im Gegenzug bei der Vergabe von Aufträgen für die Innenausstattung bevorzugt haben. Die Frankfurter Ankläger werfen Faurecia vor, mindestens seit 1998 Schmiergelder von zuletzt 600.000 bis 800.000 Euro jährlich an Einkaufsmanager deutscher Autokonzerne gezahlt zu haben.

Faurecia-Chef Levi soll von den Bestechungen gewusst haben, schreibt «Focus Online» und beruft sich auf umfangreiche Unterlagen der Frankfurter Ermittler. Oberstaatsanwalt Thomas Bechtel wollte diese Information «weder bestätigen noch dementieren». Erst am Montag hatte Levi in Paris angekündigt, in der Korruptionsaffäre mit der deutschen Justiz umfassend zusammen zu arbeiten.

Faurecia ist mit elf Milliarden Euro Umsatz einer der größten Zulieferer der Autoindustrie. Das Unternehmen gehört zum Peugeot-Konzern PSA und stellt Autositze und Innenausstattungen her. (tso/AFP)

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