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Wirtschaft: Falsche Autobrände als beliebtester Trick

Betrug kostet Versicherer jährlich vier Mrd.DM / 40 Prozent der Bundesbürger geben Schwindel zu FRANKFURT (MAIN)(AP).

Betrug kostet Versicherer jährlich vier Mrd.DM / 40 Prozent der Bundesbürger geben Schwindel zu

FRANKFURT (MAIN)(AP).Den deutschen Autoversicherungen entsteht durch Betrug jährlich ein Schaden von mindestens vier Mrd.DM.Das sagte Peter Gauly vom Gesamtverband der Deutschen Versicherungswirtschaft (GDV) am Freitag der Nachrichtenagentur AP.Der Chef der Hanse-Merkur-Versicherung, Gerd Imeyer, schätzt, daß ohne diese Fälle die Beiträge um acht Prozent sinken könnten.Eine weitere Milliarde verlieren die Assekuranzen durch Autodiebstahl, im Rekordjahr 1993 waren es sogar 1,6 Mrd DM.Doch die Branche wehrt sich jetzt. Laut GDV geben bis zu 40 Prozent der Bundesbürger in Umfragen zu, ihre Versicherung schon einmal betrogen zu haben."Zwar liegen 90 Prozent der erschwindelten Versicherungssummen unter 1000 DM, jedoch machen die Schäden im Jahr über fünf Mrd.DM aus - Tendenz steigend." Spitzenreiter der Mauscheleien: Autos.Beliebt sind aber auch Haftpflicht- und Hausratversicherung. Die Branche klagt über eine Verrohung der Sitten.Versicherungsbetrug scheine für viele zum "Kavaliersdelikt" geworden zu sein.Imeyer zufolge sind 40 Prozent der Betrüger jünger als 30 Jahre.Die Axa-Direktversicherung etwa hofft, sich gegen diese Gruppe mit scharfer Risikoselektion zu schützen, wie Sprecher Michel Moritz erläuterte.Weil junge Männer, Fahranfänger und Singles mehr Schäden verursachen, macht Axa nicht ihnen, sondern Frauen, jungen Familien und Leuten über 50 besonders günstige Angebote.Auf knapp 100 000 Kunden kamen bei Axa vergangenes Jahr 48 überführte Betrüger, die Dunkelziffer ist offen.Die beliebtesten Tricks sind laut Verband vorgetäuschte Autobrände und künstlich aufgeblähte Werkstattrechnungen.Mit der unrichtigen Darstellung eines Kaskoschadens als Fall für die private Haftpflicht wollen viele Autofahrer ihren Schadensfreiheitsrabatt auf der Autopolice retten und eine Erhöhung der Beiträge vermeiden. Nach Schätzungen des Hessischen Landeskriminalamtes ist jeder vierte Autobrand inszeniert.Die Motive reichen von nicht mehr bezahlbaren Leasingraten oder Unverkäuflichkeit des Fahrzeugs bis zu teuren und selbstverschuldeten Unfallschäden - etwa wegen Trunkenheit."Bei Aufwendungen für Brandschäden in Höhe von insgesamt 210 Mill.DM dürften jährlich über 50 Mill.DM auf das Konto von Betrügern gehen", ist der GDV überzeugt. Doch Vorsicht: Wer einen Totalbrand seines Autos mit einer heruntergefallenen Zigarette oder einem Kurzschluß begründen will, macht die Experten sofort stutzig.Denn weder Asche noch technische Defekte lassen ein Auto völlig ausbrennen.Mutwillig im Innenraum verschüttetes Benzin jedoch kann von Brandexperten meist zuverlässig nachgewiesen werden.Die Versicherungen haben mittlerweile fast alle speziell geschulte Mitarbeiter.Die HUK Coburg mit einem Marktanteil von zehn Prozent hält sich schon seit knapp zehn Jahren eine Spezialtruppe.Laut Gauly ahnden die Gesellschaften Betrug auch nicht mehr nur mit Leistungsverweigerung und Kündigung.Sie erstatten auch immer häufiger Anzeige, meist verhängt ein Gericht dann Geldbußen oder in besonders schweren Fällen eine Freiheitsstrafe. Betrugsschäden sind für die Assekuranzen keine zu vernachlässigende Größe, denn ihre Gewinnmargen werden wegen des harten Preiswettbewerbs immer kleiner.1997 gingen laut GDV die Beitragseinnahmen um weitere 4,7 Prozent auf rund 40 Mrd.DM zurück.

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