zum Hauptinhalt
Buntes aus Bonn. Haribo (steht für Hans-Riegel-Bonn) macht Lakritz, Kaugummi und Marshmellows. Doch der Star im Sortiment ist und bleibt der Goldbär.

© ddp

Familienunternehmen: Haribo macht Neffen froh

Im Alter von 87 ordnet Haribo-Gründer Hans Riegel die Geschäfte neu. Jetzt ist die Verwandtschaft mit an Bord.

Berlin - Vier Jahre ist es her, dass Hans Riegel erstmals öffentlich darüber nachdachte, wie es mit der Firma weitergehen soll. Da war er 83 Jahre alt – kinderlos, Junggeselle. Jetzt ist die Zeit des Nachdenkens beendet und fest steht: Haribo bleibt in der Familie. Der inzwischen 87-jährige Patriarch ist zwar weiter aktiv in der Firma, aber er wird nicht länger allein das Sagen im Reich der Goldbären haben. Wie Haribo am Montag in Bonn mitteilte, rücken zwei Neffen – Hans- Guido und Hans-Arndt Riegel, in die Führungsspitze auf. „Damit hat die Familie die Weichen für die Zukunft gestellt“, sagte Hans Riegel am Montag.

Haribo macht mit dieser Entscheidung nicht nur die Familie froh, sondern auch Mitarbeiter und Geschäftspartner, die schon lange auf eine Weichenstellung gewartet haben. Je mehr Zeit verging, desto wilder wurde über die Zukunft des Traditionsunternehmens spekuliert – von Fusionen war die Rede, von Kooperationen, einem Verkauf oder von einem Gang an die Börse. Auch US-Milliardär Warren Buffet soll sich bereits für das Familienunternehmen aus Bonn-Kessenich interessiert haben.

Die neue, komplizierte Struktur setzt nun all diesen Gedankenspielen ein Ende. Eine neue Holding, die Haribo-Holding GmbH & Co KG, wird Obergesellschaft der Gruppe. Die Holding gehört zu gleichen Teilen den Familienhälften – der von Hans Riegel gegründeten Hans-Riegel-Holding und der Paul-Riegel-Familienholding. Paul war neben seinem vier Jahre älteren Bruder Hans Miteigentümer des Betriebs und auch Mitgeschäftsführer gewesen. Nach Pauls Tod vor einem Jahr hatte Hans Riegel den Konzern als alleiniger Geschäftsführer geleitet. In der Paul-Riegel-Familienholding stecken die Anteile von Pauls Kindern an Haribo.

Eines dieser Kinder, Hans-Guido Riegel, rückt nun neben seinen Onkel Hans als geschäftsführender Gesellschafter an die Spitze der Holding. Sein Bruder, Hans-Arndt, wird den neuen vierköpfigen Aufsichtsrat leiten. Ebenfalls neu sind zwei Zwischenholdings, in denen das deutsche und das internationale Geschäft gebündelt werden soll. Die Leitung dieser Holdings soll Managern aus dem Hause Haribo übertragen werden.

Hans Riegel hat sich mit der Neuordnung schwergetan. Denn Haribo ist sein Lebenswerk. „Als ich aus der Kriegsgefangenschaft nach Hause kam, war mein Vater tot, und ich habe mit 23 Jahren hier angefangen“, erzählte Riegel in einem Interview, das er dem Tagesspiegel vor einigen Jahren gegeben hatte. „Jetzt habe ich die ganze Zeit immer nur dieses Unternehmen im Kopf gehabt und kann einfach nicht aufhören.“ Das könnte einer der Gründe dafür sein, dass sich eine erste Nachfolgelösung zerschlug. 2005 hatte Hans-Jürgen Riegel, ebenfalls ein Sohn Pauls, als Kronprinz gegolten. Doch dann hatten sich Hans und Hans-Jürgen überworfen, der Jüngere hatte das Unternehmen verlassen.

Trotz seiner 87 Jahre gehört Riegel nicht zum alten Eisen. Jeden Tag geht er ins Büro. Kürzlich präsentierte er der Öffentlichkeit seine 40 Jahre jüngere Partnerin. Im Mai nahm ihn das französische Außenministerium in die Ehrenlegion auf. Riegel ist passionierter Jäger, Helikopterpilot, Karnevalist und Ex-Badmintonmeister. Er hat das Unternehmen, das seine Gummibärchen trotz erklärter Umzugspläne noch immer am Stammsitz Bonn kocht, groß gemacht.

Heute ist Haribo der größte Süßwarenhersteller Europas. Das Familienunternehmen beschäftigt weltweit rund 6000 Mitarbeiter und macht einen Umsatz von zwei Milliarden Euro. „Wir hatten auch in der Wirtschaftskrise keine Krise“, sagt Haribo-Sprecher Marco Alfter. Im vergangenen Jahr stieg der Umsatz im einstelligen Prozentbereich, zur Gruppe gehören auch die Marken Maoam und Haribo Chamallows.

In der neuen Holding wird Riegel weiterhin für Vertrieb und Marketing zuständig bleiben, Hans-Guido kümmert sich – wie zuvor sein Vater Paul – um die Produktion. Was passiert, wenn Hans eines Tages nicht mehr im Unternehmen sein sollte, bleibt offen. Ob der Neffe dann Unternehmenschef wird? Der Name würde passen: Ha(ns-Guido)Ri(egel)Bo(nn).

Zur Startseite

showPaywall:
false
isSubscriber:
false
isPaid:
showPaywallPiano:
false