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Wirtschaft: FAO fürchtet neuen Hunger in der 3. Welt

USA sollen wegen Dürre auf Biosprit verzichten.

London/St. Louis - Die Maisproduktion der USA wird wegen der anhaltenden Dürre wohl auf den niedrigsten Stand seit 2006 fallen. Wie das US-Landwirtschaftsministerium am Freitag bekannt gab, wird auch die Ernte von Sojabohnen deutlich geringer ausfallen als erwartet. Die USA sind weltweit der größte Produzent von Mais, Sojabohnen und Weizen. US-Landwirtschaftsminister Tom Vilsack sagte der Nachrichtenagentur AP, „Amerikaner sollten keine direkten Anstieg der Nahrungsmittelpreise wegen der Dürre erleben“, da die Produktion den Bedarf immer noch decken werde.

Der Direktor der Welternährungsorganisation FAO forderte ebenfalls am Freitag von den USA eine Reduzierung der Biosprit-Produktion, um die Nahrungsmittelversorgung sicherzustellen. Andernfalls könne die schlimmste Dürre seit einem halben Jahrhundert zu stark steigenden Preisen und damit zu Hunger in der Dritten Welt führen, erklärte José Graziano da Silva in der „Financial Times“. Hintergrund von da Silvas Forderung ist, dass die US-Raffinerien Milliarden von Litern an Bioethanol brauchen, um die Umweltauflagen für Sprit zu erfüllen. Der US-Kongress hat festgelegt, dass ein immer größerer Teil des verkauften Sprits aus erneuerbaren Quellen stammen, also Biosprit sein muss. Dem Benzin werden deshalb immer größere Mengen Ethanol beigemischt, das unter anderem aus Mais gewonnen wird.

„Eine sofortige, zeitweise Aussetzung dieser Verfügung würde dem Markt eine Atempause verschaffen und es erlauben, einen größeren Teil der Ernte als Lebens- und Futtermittel zu verwenden“, erklärte da Silva. Noch sei eine Nahrungsmittel-Krise abzuwenden. Deshalb dürften nicht 40 Prozent der Ernte zu Bioethanol verarbeitet werden.

Je mehr Ethanol im Benzin ist, desto weniger Rohöl wird nötig. Das schont die Vorkommen und dämpft die Nachfrage nach Rohöl, also auch den Preis. Ob Biosprit wie erhofft auch zu einer Reduzierung des Kohlendioxid-Ausstoßes beiträgt, ist umstritten. Ein ungewollter Effekt der Bioethanol-Produktion ist aber, dass dadurch die Lebensmittelpreise steigen können. Zuletzt waren 2007 und 2008 die Preise für Grundnahrungsmittel wie Mais und Weizen stark gestiegen, was in den armen Ländern zu Hunger und sozialen Protesten führte. dapd

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