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Wirtschaft: Favoriten auf dünnem Eis (Kommentar)

Jubiläum am Neuen Markt, Kurssprünge auf immer neue Höchststände, Jahresend-Rallye am deutschen Aktienmarkt: Die Anleger werden vor dem Jahrtausendwechsel verwöhnt. Die Börse dreht noch einmal richtig auf.

Jubiläum am Neuen Markt, Kurssprünge auf immer neue Höchststände, Jahresend-Rallye am deutschen Aktienmarkt: Die Anleger werden vor dem Jahrtausendwechsel verwöhnt. Die Börse dreht noch einmal richtig auf. Selbst der 200. Wert am Neuen Markt wird mit einem Kursaufschlag begrüßt, als seien die schweren Verluste des Herbstes vergessen und der Markt nicht überkauft. Zur Überraschung vieler kommt das Börsenkarussell im Dezember noch einmal in Fahrt. Hatten die mächtigen institutionellen Anleger nicht angekündigt, sich wegen befürchteter Computerprobleme zurückhalten zu wollen? Die kräftigen Zuschläge bei einigen Dax-Werten zeigen: Die Riesen springen doch noch auf, weil das Risiko, das Finale zu verschlafen, zu groß geworden ist. Es besteht Nachholbedarf. Der Dax ist im internationalen Vergleich zurückgefallen. Während der Dow Jones in New York sein Allzeithoch ins Visier nahm und in Europa die Börsianer in Paris und London Rekorde in Folge feierten, dümpelte der Dax lange im Mittelfeld. Mit der Rückkehr der internationalen Banken und Versicherungen, die zwischenzeitlich im Ausland ihr Glück gesucht und investiert hatten und nun - spät, aber immerhin - deutsche Blue Chips entdecken, wendet sich das Blatt.

Die Nerven der Anleger werden bei der späten Jagd nach Kursgewinnen freilich strapaziert. Auf welches Pferd soll kurz vor Toresschluss noch gesetzt werden? Sollten sich private Aktiensparer überhaupt am Rennen beteiligen? Die Risiken übereilter Entscheidungen liegen auf der Hand. Die vergangenen Tage haben gezeigt, dass der Aufschwung ein Aufschwung weniger Schwergewichte war. Telekom, Siemens, Mannesmann, zuletzt auch SAP, BASF, Bayer und die Autowerte legten zu und stützten die Dax-Rekorde - der Rest des Marktes zeigte sich dagegen unbeeindruckt. Die wenigen Favoriten bewegen sich auf dünnem Eis. Denn der Aufschwung trägt nicht, solange das Feld der Nachzügler nicht aufrückt und eine Bewegung auf breiter Front einsetzen kann. Börsen-Techniker sprechen vom Ausbruch aus dem Trendkanal. Anleger, die das Kursfeuerwerk mit Vorsicht genießen, haben verstanden.

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