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Wirtschaft: Feilschen ums Ferienhaus

In Spanien gibt es Rabatte von bis zu 30 Prozent

„Sonderangebot“. „Schnäppchen“. „Jetzt billiger“. Mit solchen Sprüchen werben Spaniens Immobilienkonzerne und auch private Anbieter neuerdings um Käufer. Auf dem iberischen Wohnungs- und Häusermarkt hat die Zeit des Schlussverkaufs begonnen. Die Krise der Branche, die auf einem Berg von rund einer Million neuer Wohnungen und Häuser sitzt, lässt die Preise purzeln. Schon lange konnte nicht mehr so gut beim Eigentumskauf gefeilscht werden. Gute Zeiten für jene, die sich einen Feriensitz an der spanischen Mittelmeerküste kaufen wollen.

Seit Ende der 90er Jahre waren die Immobilienpreise in Spanien jährlich um wenigstens zehn Prozent gestiegen. So weit, dass sogar für bescheidene 50-Quadratmeter-Appartements je nach Lage zwischen 200 000 und 300 000 Euro hingeblättert werden mussten. Die Branche rieb sich die Hände und baute immer mehr und teurer. Bis ein gigantisches Überangebot und heftig steigende Zinsen den Markt zusammenbrechen ließen. Nun geht es in ähnlichen Sprüngen abwärts, ohne ein absehbares Ende.

Symbol für den Krisenbeginn war die Pleite des größten spanischen Wohnungsbau-Imperiums Martinsa-Fadesa Mitte Juli. Auch Mallorcas mächtigster Immobilienkonzern Drac meldete Konkurs an. Die sieben größten noch verbleibenden Konzerne stehen zusammen mit 26 Milliarden Euro in der Kreide. Man rechnet mit weiteren Pleiten.

Das Ende des Baubooms hat fatale Folgen für die Wirtschaft. Die aufgeblähte Branche war bis 2007 Motor eines starken Wachstums von 3,7 Prozent. Und genauso bringt der Immobilienkollaps nun die Konjunktur ins Stottern, Spanien steuert auf eine Rezession zu.

Um einen Teil der Wohnungen loszuschlagen, lassen sich die Konzerne neue Werbeaktionen einfallen: „Wir zahlen im ersten Jahr die Hypothek“, locken manche. Andere schenken Garagenplätze oder Gutscheine für die Wohnungseinrichtung. Aber vor allem ist die Verhandlungsbereitschaft so groß wie nie. Auch wenn offiziell niemand gerne über Rabatte spricht. Man will ja den Markt nicht kaputtreden. Doch inoffiziell hört man, dass die Verkäufer jetzt schon mit den Preisen für Mittelklasse-Immobilien um bis zu 30 Prozent heruntergehen. Ralph Schulze, Madrid

Ralph Schulze[Madrid]

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