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Wirtschaft: Feindliche Übernahme der BIG-Bank stößt bei polnischen Politikern auf heftigen Widerstand

Der Versuch einer feindlichen Übernahme der polnischen BIG Bank durch die Deutsche Bank ist in Polen auf erheblichen politischen Widerstand gestoßen. Besorgnis über den unerwarteten Wechsel im Vorstand der fünftgrößten polnischen Bank äußerten unter anderen Staatspräsident Aleksander Kwasniewski, Schatzminister Emil Wasacz und Regierungssprecher Krzysztof Luft.

Der Versuch einer feindlichen Übernahme der polnischen BIG Bank durch die Deutsche Bank ist in Polen auf erheblichen politischen Widerstand gestoßen. Besorgnis über den unerwarteten Wechsel im Vorstand der fünftgrößten polnischen Bank äußerten unter anderen Staatspräsident Aleksander Kwasniewski, Schatzminister Emil Wasacz und Regierungssprecher Krzysztof Luft. Der entlassene Vorstandsvorsitzende der BIG Bank, Boguslaw Kott, und ein Sprecher der staatlichen Wertpaperkommission kündigten rechtliche Schritte gegen das Vorgehen der Deutschen Bank an.

Der Deutschen Bank (DB), die formal 13,2 Prozent, gemeinsam mit der österreichischen Raiffeisen Zentralbank und einigen kleineren Verbündeten jedoch 44,4 Prozent der BIG-Aktien kontrolliert, war es in der Nacht zum Sonnnabend während einer stürmisch verlaufenden Aktionärsversammlung gelungen, den BIG-Vorstand durch eigene Vertreter abzulösen. Dies war möglich geworden, nachdem die Vertreter des staatlichen Versicherungskonzerns PZU, der knapp neun Prozent der BIG-Aktien besitzt, überraschend mit der DB-Gruppe gestimmt hatten.

Die eigenmächtige Entscheidung des PZU-Vorsitzenden Wladyslaw Jamrozy schockierte den Minister so, daß er Jamrozy vorläufig abberufen ließ.. Präsident Kwasniewski, der sich im Radio "besorgt über die Situation in der BIG Bank und in der PZU" geäußert hatte, schickte seinen Wirtschaftsberater, den ehemaligen Finanzminister Marek Belka, aus dem schweizerischen Davos nach Polen zurück. Auch in den Medien war von einer "Verletzung der Spielregeln" sowie von einem "putschartigen Vorgehen" der Deutschen Bank die Rede.

Nicht alle Kommentatoren teilen jedoch diese Aufregung. Die Zeitung Gazeta Wyborcza hält die Einmischung des Präsidenten für unangemessen und ruft die Politiker zu "mehr Zurückhaltung" auf. Für andere Beobachter ist "nicht ersichtlich, welches Interesse der polnische Staat in der privaten BIG Bank hat", sagte ein Bankenexperte. Da die BIG Bank ihrerseits zehn Prozent der Aktien plus weitere Optionen der von zahlreichen ausländischen Investoren umworbenen Versicherungsgesellschaft PZU besitzt, stehe zu vermuten, daß sich hinter dem Wirbel um die BIG Bank bereits der Kampf um die demnächst zur Privatisierung anstehende, wesentlich bedeutendere PZU verbirgt.

Edith Heller

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