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Wirtschaft: Ferdinand Piëch verdient im Aufsichtsrat am besten Aktionärsschützer finden Spitzenhonorare bei Kontrolleuren gut

Berlin (fmd/HB/Tsp). 305000 Euro: Das ist das Spitzengehalt eines deutschen Aufsichtsrates in Deutschland.

Berlin (fmd/HB/Tsp). 305000 Euro: Das ist das Spitzengehalt eines deutschen Aufsichtsrates in Deutschland. Gezahlt wird es bei Volkswagen, Empfänger ist der frühere Vorstandschef und heutige Leiter des Aufsichtsrats, Ferdinand Piëch. Beim erfolgreichen Sportartikelhersteller Adidas muss der Aufsichtsratschef dagegen mit mageren 42000 Euro auskommen.

Ist das zu viel, oder ist es zu wenig? Überraschend viel Verständnis kann der professionelle Aktionärsschützer Ulrich Hocker für die rasant steigenden Vergütungen der deutschen Aufsichträte aufbringen: Gute Unternehmenskontrolleure seien ein knappes Gut, sagte der Hauptgeschäftsführer der Schutzvereinigung für Wertpapierbesitz (DSW) auf einer Veranstaltung in Berlin. Und deshalb sei es angemessen, wenn sie auch ordentlich bezahlt würden.

Außerdem würden die Aufsichtsräte heute auch mehr leisten als früher: Seitdem es den Verhaltenskodex für gute Unternehmensführung gibt, dürfen sich die Kontrolleure nämlich nicht mehr damit begnügen, bei den Sitzungen die Hand zu geben. Sie verpflichten sich, das Unternehmen tatsächlich zu kontrollieren – teilweise sogar dazu, dem Vorstandschef ständig als Gesprächspartner zur Verfügung zu stehen. Das können nicht alle – und deshalb würden gute Aufsichtsräte knapp, meint Hocker. Ähnliche Befürchtungen hatte bereits der Aufsichtsratschef der Deutschen Bank, Rolf Breuer, geäußert.

Für Hocker ist ein Wettbewerb um die besten Leute entbrannt, der sich schon jetzt in der Vergütung niederschlägt. Ferdinand Piëch hält die Spitze, gefolgt vom früheren DeutscheBank-Chef Hilmar Kopper, der Leiter des Kontrollgremiums bei Daimler-Chrysler ist und 225000 Euro bekommt. RWE-Oberaufseher Friedel Neuber, der bis vor kurzem im Chefsessel der WestLB saß, ist mit 187500 Euro dabei.

Entscheidend aber ist nicht nur, wie viel ein Aufsichtsrat für ein einziges Mandat erhält. Mit der Professionalisierung der Kontrolle nimmt auch die Zahl der Mandate pro Kopf wieder zu: Danach belegt Manfred Schneider, Ex-Vorstandschef der Bayer AG, den ersten Platz. Er führt bei Bayer und Linde den Aufsichtsratsvorsitz und hat Mandate in fünf weiteren Dax-Unternehmen. Zudem ist er in elf Ausschüssen vertreten und fungiert hier sechs Mal als Vorsitzender. An zweiter Stelle rangiert Karl-Hermann Baumann, Aufsichtsrats-Chef von Siemens, der noch in fünf weiteren Unternehmen Aufsichtsratsmitglied ist. An dritter Stelle kommt Ulrich Hartmann, der die Aufsichtsratsführung bei Eon und der Münchener Rück innehat und in vier weiteren Dax-Unternehmen vertreten ist. Wer die Kontrolle hat, hat auch die Macht in der Deutschland- AG: Allein die drei Spitzenaufseher in der Liste der Aktionärsschützer sitzen in der Hälfte der Dax-Aufsichtsräte.

Keine Entlastung

Kritisch sieht die DSW das nach wie vor existierende Konsensprinzip in deutschen Aufsichtsräten: Mitglieder, die von der Hauptversammlung nicht entlastet werden, sollten weder für den Vorsitz noch für den Vizeposten in einem Aufsichtsrat in Frage kommen, fordern die Aktionärsvertreter.

Damit spielen sie auf Frank Bsirske, den Chef der Dienstleistungsgewerkschaft Verdi, an: Bsirske ist nach wie vor stellvertretender Aufsichtsratsvorsitzender der Lufthansa. Als Verdi-Chef führte er im vergangenen Jahr den Streik gegen das Unternehmen. Deshalb wurde ihm in der Lufthansa-Hauptversammlung in diesem Jahr die Entlastung verweigert.

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