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Wirtschaft: Fernsehsender: Schlechte Quoten für die Aktien

Noch vor wenigen Monaten gehörten die Fernsehsender zu den Lieblingen der Anleger und Analysten. Kein Wunder, denn die Werbeeinnahmen sprudelten, die Sender wuchsen kräftig, die Kosten blieben überschaubar und die Zukunftsperspektiven schienen grandios.

Noch vor wenigen Monaten gehörten die Fernsehsender zu den Lieblingen der Anleger und Analysten. Kein Wunder, denn die Werbeeinnahmen sprudelten, die Sender wuchsen kräftig, die Kosten blieben überschaubar und die Zukunftsperspektiven schienen grandios. Doch im Vergleich zu ihren Jahreshöchstwerten haben sich die Kurse der TV-Schwergewichte Pro Sieben-Sat.1 Media AG und RTL-Group sowie der kleinen Viva Medien AG mehr als halbiert. Aktuell bewegen sie sich nur knapp über ihrem jeweiligen Jahrestief.

Wurden die TV-Werte zunächst vom allgemeinen Niedergang der Technologie- und Medientitel mitgerissen, so belastet nun vor allem der rückläufige Werbemarkt die Aktien. Die Pro Sieben-Sat.1 Media AG meldete vergangene Woche, dass ihr Nettowerbeumsatz im ersten Quartal des laufenden Jahres um zwei Prozent unter dem Vorjahreswert liege. Am Dienstag dieser Woche gab dann Pro Sieben-Sat.1-Chef Urs Rohner bekannt, dass das Ergebnis um 37 Prozent unter dem Pro-Forma-Vorjahreswert liege. Die RTL-Group, die ihre Quartalszahlen noch nicht veröffentlicht hat, hatte Ende März darauf verwiesen, dass man im Januar und Februar um 2,8 Prozent unter den Werbeeinnahmen des Vorjahres liege. Im März zog das Geschäft allerdings wieder an. Nach der aktuellen Werbestatistik von AC Nielsen liegen die Werbeeinnahmen der TV-Sender in Deutschland brutto um 2,9 Prozent unter dem Vorjahreswert. Während die Sender der RTL-Gruppe im ersten Quartal dabei dank des starken Monats März über dem Vorjahreswert liegen, entwickelte sich Pro Sieben-Sat.1 schlechter als der Markt. Sat.1 liegt um 12,4 Prozent unter dem Vorjahreswert, Pro Sieben um 1,9 Prozent und Kabel 1 um 0,8 Prozent. Die RTL-Group, die fast die Hälfte ihres Umsatzes in Deutschland erwirtschaftet, rechnet in diesem Jahr damit, ihren Umsatz insgesamt noch um zwei bis drei Prozent steigern zu können. Pro Sieben hat seine Wachstumsprognose vom Jahresanfang mittlerweile nach unten korrigiert. Nach wie vor gehen die Münchner aber davon aus, dass sie stärker als der Markt wachsen werden, der um insgesamt vier Prozent zulegen soll.

Thomas Deitz, Analyst bei Merrill Lynch in London, hält dieses Ziel für schwer erreichbar. Er glaubt nicht daran, dass der zurzeit in Deutschland rückläufige Werbemarkt im Verlauf des Jahres noch so stark zulegen wird, dass diese Wachstumsrate erreicht werden kann. Bei der Pro Sieben-Sat.1 Media AG stimmt ihn die unbefriedigende Entwicklung von Sat.1 nachdenklich. Der Verlust des Senders stieg im ersten Quartal 2001 von sieben auf immerhin 22 Millionen Euro. Zudem sei die Abhängigkeit von den Werbeumsätzen, die rund 97 Prozent des Umsatzes ausmachen, weitaus größer als bei der RTL-Group, deren Umsatz auch noch aus dem TV-Produktionsbereich gespeist wird. Merrill Lynch stuft Pro Sieben unverändert als "Neutral" ein. Bei der RTL-Group lautet die Empfehlung der Investmentbank "Accumulate" mit einem Kursziel von 96 Euro. Hintergrund ist hier auch die noch in diesem Jahr geplante Erhöhung des Free Float der RTL-Aktie von rund zehn auf 15 Prozent. Aktuell pendelt der Kurs der RTL-Aktie um 60 Euro.

Weil die Aussichten im Werbemarkt eher düster sind, könnten Beteiligungen den Medienwerten neue Phantasie verleihen. Pro Sieben-Sat.1 soll - so wollen Brancheninsider in München wissen - mit einer Minderheitsbeteiligung bei der TM-3-Mutter Euvia einsteigen. Bertelsmann und damit die RTL-Group soll bei einer Fusion mit EMI bei der Viva Media AG einsteigen.

Für Viva würde diese strategische Partnerschaft viel Sinn machen, findet Benjamin Patnaik, Analyst bei Commerzbank Securities. Insgesamt sieht er die Viva Medien AG schon jetzt gut aufgestellt, für die geplante Expansion in Europa sei genug Geld da. Patnaik stuft Viva auf "Accumulate" ein, bei einem Kursziel von 19 Euro. Gegenüber dem aktuellen Kurs von etwas über acht Euro gibt es also noch reichlich Potenzial.

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