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Versicherungsfall. 2008 brannte die Philharmonie in Berlin. Das Gebäude ist bei der Feuersozietät versichert – wie auch das Olympiastadion und das Brandenburger Tor.

© picture-alliance/ dpa

Feuersozietät: Der Heimatversicherer

Die Feuersozietät Berlin Brandenburg stand 2002 am Abgrund. Heute laufen die Geschäfte wieder gut.

Der rote Adler, der im Foyer der Feuersozietät hängt, zeigt leichte Auflösungserscheinungen. Farbe blättert ab von dem großen Gemälde, das den Besuchern auf einen Blick zeigen soll, wo die Versicherung ihre Wurzeln hat: in Brandenburg nämlich, dessen Wappentier den Eingang des Unternehmenssitzes im Berliner Bezirk Tiergarten schmückt. Und in Berlin: Denn wer genau hinschaut, kann den Berliner Bären auf den bunten Fensterscheiben im Treppenhaus der Versicherung entdecken.

Der angeschlagene Adler ist jedoch kein Symbol für den Zustand der Versicherung. Im Gegenteil: „Wir haben in den letzten neun Jahren unsere Versicherungsbestände mit den Sparkassen mehr als verdoppelt“, sagte Vorstandschef Frederic Roßbeck dem Tagesspiegel. Sowohl die Sachversicherung im besonders wichtigen Privatkundengeschäft als auch der Lebensversicherungsbereich, der bei der Tochter Öffentliche Leben angesiedelt ist, sind seit 2004 stärker gewachsen als der Branchenschnitt. Seit dem vergangenen Jahr schreibt die zu den öffentlich-rechtlichen Versicherern gehörende Feuersozietät auch wieder schwarze Zahlen. „Wir haben die Konsolidierung geschafft“, berichtet Roßbeck. „Die Belastungen der Vorjahre im Sachversicherungsgeschäft sind bewältigt. Die Lebensversicherung zeigt über all die Jahre stabile Ergebnisse.“

Der Absturz der Börsenkurse, Wetterkatastrophen und das Engagement im Rückversicherungsgeschäft – darunter auch beim World Trade Center in New York – hatten den Traditionsversicherer, der einst 1718 vom Soldatenkönig Friedrich Wilhelm I. gegründet worden war, 2002 an den Rand des Abgrunds gebracht. Berlin und Brandenburg, die Eigentümer, mussten für ein Finanzloch von 46 Millionen Euro geradestehen. 2004 wurde die Feuersozietät Berlin-Brandenburg an ein Konsortium aus der Versicherungskammer Bayern und zwei Sparkassenversicherern verkauft, seit 2011 gehört der Regionalversicherer den Bayern zu 100 Prozent.

Gut 400 Mitarbeiter haben Feuersozietät und Öffentliche Leben noch, davon arbeiten fast 360 in Berlin. Der wesentliche Teil des Neugeschäfts kommt von den Sparkassen, mit denen die Feuersozietät eng zusammenarbeitet. Die meisten neu abgeschlossenen Lebensversicherungen und rund die Hälfte der Sachversicherungen (Auto, Hausrat, Haftpflicht) werden über die Schalter der Sparkassen verkauft. Eine erfolgreiche Kooperation, die fortgesetzt wird. Sowohl mit den Brandenburgischen Sparkassen, die seit zehn Jahren ausschließlich Versicherungen der Feuersozietät vertreiben, als auch mit der Berliner Sparkasse ist man im Geschäft. Erst vor wenigen Tagen haben die Berliner Sparkasse und die Feuersozietät vereinbart, ihre exklusive Zusammenarbeit bei den Sachversicherungen deutlich zu intensivieren.

Setzen auf die Region: Frederic Roßbeck (links) und Franz Bergmüller.
Setzen auf die Region: Frederic Roßbeck (links) und Franz Bergmüller.

© promo

Neben den Privatkunden konzentriert sich die Feuersozietät auf mittelständische Unternehmen und das Geschäft mit den Kommunen. In Berlin versichert man etwa das Brandenburger Tor, das Olympiastadion und die Deutsche Oper, in Brandenburg hat die Feuersozietät im Sachversicherungsgeschäft mit den Kommunen einen Marktanteil von 60 Prozent. Damit das so bleibt oder sogar noch mehr wird, engagiert man sich vor Ort – auch ganz praktisch. In öffentlichen Gebäuden Brandenburgs sucht die Feuersozietät auf Wunsch mit Wärmebildkameras nach heißen Leitungen oder Schaltern, die durchbrennen könnten. In Schulen bietet die Versicherung den Einbau von Wasserstoppern an, die verhindern sollen, dass am Wochenende Hähne laufen oder Wasserrohre brechen. Bei Energie Cottbus, dem Zweitligisten, ist man gemeinsam mit der Sparkasse Sponsor und macht Bandenwerbung, zudem unterstützt die Feuersozietät den „Choriner Musiksommer“. Das hat System. „Wir sind seit fast 300 Jahren in der Region verankert“, sagt Vorstandsmitglied Franz Bergmüller, „das wollen wir noch stärker betonen.“ Auch im Umgang mit den Menschen. 130 Agenturen hat die Feuersozietät in Berlin und Brandenburg. Dazu kommt das flächendeckende Netz der Sparkassen. Zwar hat auch die Versicherungskammer Bayern mit der OVAG einen Internetversicherer, aber die Kunden der Feuersozietät schätzen den persönlichen Service. Der macht die Policen zwar teurer als reine Internetversicherer, aber die Kunden seien bereit, für den Service zu zahlen, betont Bergmüller.

Zum Service gehören auch Warndienste, die die Versicherung betreibt. Auf Wunsch warnt die Feuersozietät ihre Kunden per SMS oder E-Mail vor Stürmen, Hagel oder schweren Regenfällen. Berliner können sich zudem das „Katwarn“-System aufs Handy oder den Computer laden, das sie in Zusammenarbeit mit der Feuerwehr vor Katastrophen – Unfällen, Bränden oder Wetterkapriolen – warnt. Seit Juni 2012 gibt es den Dienst in der Hauptstadt. Viermal gab es bislang Alarm, darunter waren gleich zwei Brände. Irgendwie passend zu einer Feuersozietät.

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