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Filmbranche: Deutsche Kinos peilen Rekordumsatz an

Die Kinos erwarten für 2011 einen Umsatz von einer Milliarde Euro - so viel wie nie zuvor. Garant für den Erfolg: 3-D-Filme und Streifen aus dem eigenen Land.

Der 3-D-Boom und auch der wachsende Erfolg nationaler Filmproduktionen machen es möglich: Die Filmwirtschaft hält es für „durchaus realistisch“, dass die deutschen Kinos 2011 erstmals mehr als eine Milliarde Euro umsetzen werden. „Wir können das Rekordjahr 2009 knacken“, sagte am Mittwoch der Geschäftsführer des Verbands der Filmverleiher (VdF), Johannes Klingsporn. Im laufenden Jahr betrage der Umsatz mehr als 847 Millionen Euro. Im Vergleich zu 2009 gab es zwar einen Rückgang, doch fiel dieser mit minus vier Prozent geringer als erwartet aus. Denn in Jahren mit einer Fußball-WM sitzt das Publikum nach den Erfahrungen der Branche sehr viel häufiger als üblich vor dem Fernseher als vor der großen Leinwand.

Vor allem „Hollywood-Blockbuster in 2-D und 3-D“ hätten die Kinokassen gefüllt, sagte Jan Oesterlin von der Zukunft Kino Marketing GmbH, die unter anderem vom Hauptverband Deutscher Filmtheater (HDF) getragen wird. Besonders James Camerons „Avatar – Aufbruch nach Pandora“ habe nach dem Start im Dezember 2009 einen „unglaublichen“ Umsatz erreicht (siehe Infokasten). Aber auch deutsche Filme hätten einen „stetig wachsenden Marktanteil“ und seien „zum Markenartikel geworden“ – wie zum Beispiel die „Keinohrhasen“-Reihe, die der Regisseur und Hauptdarsteller Til Schweiger im Dezember 2011 mit dem dritten Teil fortsetzen will.

Oft waren die Filmtheater in den vorigen Jahren schon totgesagt worden. Mal hieß es, das Heimkino mit Filmen auf DVD oder Blu-Ray-Disc werde zu ihrem Niedergang führen, mal galt die Filmpiraterie im Internet als existenzielle Gefahr für viele Häuser. Erst vor kurzem hatte die Gesellschaft zur Verfolgung von Urheberrechten (GVU) beklagt, so gut wie jeder Kinofilm sei unrechtmäßig im Netz verfügbar. Das illegale Portal kino.to etwa, auf dem man Filme und TV-Serien betrachten kann, ohne sie herunterzuladen, stehe sogar schon auf Platz 50 der beliebtesten Webseiten der Deutschen.

Nun zeigt sich, dass die Branche solche Krisen meistert. Ein Grund dafür ist die wachsende Zahl dreidimensional gefilmter Produktionen. Die Kinos verlangen für 3-D-Aufführungen höhere Eintrittspreise, was das Publikum offensichtlich nicht abschreckt. Anders als früher sind die beliebtesten Filme jetzt nicht immer auch die einträglichsten. So gehörte die Komödie „Friendship!“ zu den Kinofilmen mit den meisten Zuschauern (rund 1,54 Millionen). Der Umsatz blieb mit rund 10,37 Millionen Euro dennoch geringer als bei der ebenfalls deutschen Produktion „Resident Evil: Afterlife“ – denn dieser Streifen lief vielerorts in der 3-D-Fassung. „Resident Evil“ zog etwa 1,14 Millionen Besucher an und brachte 11,6 Millionen Euro in die Kassen.

Solche Unterschiede zeigen sich im gesamten Markt: Dem Einnahmerückgang um vier Prozent stand im WM-Jahr ein fast 17-prozentiges Minus bei den Besucherzahlen gegenüber. Es waren also die Mehreinnahmen durch 3-D – und wohl auch die steigende Zahl zuschlagspflichtiger Filme mit Überlänge –, die der Branche laut Verbandschef Klingsporn einen „zufriedenstellenden Gesamtumsatz“ bescherten. Die Besucherzahlen hätten sich seit Jahren „zwischen 125 und 140 Millionen eingependelt“, sagte Andreas Kramer, Vorstandsmitglied im Hauptverband Deutscher Filmtheater.

Ein positiver Nebeneffekt der dreidimensionalen Technik ist aus Sicht der Industrie, dass die illegale Verbreitung erschwert wird. Zumindest das Abfilmen räumlicher Bilder im Kinosaal ist praktisch unmöglich. Bundesweit wurden bisher 850 Leinwände auf 3-D-Technik umgerüstet, die meisten davon in den großen Häusern der Kinoketten. Über Fördergelder für die Umstellung kleinerer Arthouse-Kinos auf Digitalprojektoren wird noch verhandelt. Dies bedeutet nicht unbedingt, dass dort künftig 3-D-Filme laufen – die Digitaltechnik ist aber eine der Voraussetzungen dafür.

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