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Wirtschaft: Filmbranche kämpft gegen Preisverfall bei DVDs

Constantin-Chef Kogel kritisiert Billigangebote der Handelsketten – wo neue Filme unter zehn Euro kosten

Düsseldorf - Die deutsche Filmbranche leidet unter dem Preisverfall im DVD-Markt. „Einige Verleiher verschleudern ihre Filme auf DVD. Die großen Handelsunternehmen bieten zudem DVDs unter dem Einkaufspreis an, um Kunden in die Läden zu locken“, kritisiert Fred Kogel, Vorstandschef der Constantin Film („Das Parfüm“). Nach Angaben des Marktforschungsunternehmens GfK sank der Preis für eine DVD um vier Prozent auf 12,86 Euro. In der Branche glaubt derzeit kaum jemand, dass der Abwärtstrend in diesem Jahr gestoppt wird. „Der Preisverfall geht weiter“, sagt Kogel. Vor allem der Handelskonzern Metro mit seinen Saturn- und Media-Märkten setzt die Branche unter Druck. „Das preisaggressive Verkaufen der Neuware ist ärgerlich“, klagt auch Oliver Trettin, Geschäftsführer des Bundesverbandes Audiovisuelle Medien (BVV), dem alle großen Hollywood-Studios angehören. In der Nacht zum heutigen Montag haben sie dort die „Oskars“ verliehen.

Die Zahlen sprechen eine eindeutige Sprache. Im vergangenen Jahr sank der Umsatz aus dem Verkauf von DVDs und Videokassetten um vier Prozent auf 1,3 Milliarden Euro. Vor allem der Preiskampf bei neuen Filmen auf der Silberscheibe sind für den Niedergang verantwortlich. Zuletzt war der Fußball-WM-Film „Deutschland. Ein Sommermärchen“ von Sönke Wortmann bereits unter zehn Euro erhältlich. Auch der US-Medienkonzern NBC Universal ließ seinen teuren Film „King Kong“ billig in deutschen Elektromärkten über den Ladentisch gehen.

Von der negativen Marktentwicklung ist insbesondere der Videoverleihmarkt stark betroffen. Laut BVV hat der Verleihmarkt einen „historischen Tiefstand“ zu verzeichnen. Der Umsatz der Videoverleiher ging nach Angaben der GfK um elf Prozent auf 284 Millionen Euro im vergangenen Jahr zurück. Hoffnung für das Verleihgeschäft gibt es derzeit nicht. Constantin-Chef Kogel sagt: „Der Videoverleihmarkt schrumpft weiter. Der negative Trend wird sich leider fortsetzen.“

Für die Filmproduzenten hat der Preisverfall drastische Folgen. Denn längst spielen sie über die Auswertung ihrer Filme auf DVD mehr Geld als im Kino ein. Die Einnahmen im Kino erreichten mit 814 Millionen Euro nach Angaben der Filmförderanstalt gerade mal rund zwei Drittel des DVD-Marktes. Vor allem DVDs von Erfolgsfilmen wie „Harry Potter“ (Warner Bros.), „Ice Age“ (20th Century Fox) oder „Fluch der Karibik“ (Disney) bescheren Hollywood glänzende Gewinne.

Manche Produzenten erwarten, dass der Preisverfall 2008 oder 2009 vorbei ist. Die Filmbranche hofft dann durch die Massen-Einführung einer neuen DVDGeneration wie Blu-Ray oder HD-DVD auf wieder steigende Erlöse. Der Branchenverband BVV gibt sich zuversichtlicher. „In diesem Jahr gibt es eine Reihe von publikumsträchtigen Filmen wie den Bond-Film ,Casino Royale‘ oder ,Das Parfüm‘, die für steigende Umsätze sorgen werden“, sagt BVV-Chef Trettin. Für die Filmbranche ist Video-on-Demand – eine Videothek aus dem Internet – noch keine Alternative zur DVD. Die Filmabrufportale, die von T-Online, Arcor oder AOL angeboten werden, können den Umsatzrückgang durch den Preisverfall nicht ausgleichen. „Filmabrufportale im Internet spielen noch eine bescheidene Nebenrolle. Der Umsatzanteil ist im Vergleich zum DVD-Verkauf noch marginal“, sagt Kogel. Insider gehen von einem Anteil von unter drei Prozent aus.hps (HB)

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