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© EPA

Finanzbetrug: Madoff war kein Einzeltäter

Der zu 150 Jahren Haft verurteilte Finanzbetrüger Bernard Madoff hatte stets bestritten, einen Komplizen zu haben. Doch auch das war gelogen. Nun hat Madoffs ehemaliger Finanzchef Frank DiPascali seine Beteiligung gestanden.

New York - Der zu 150 Jahren Haft verurteilte Finanzbetrüger Bernard Madoff hatte stets bestritten, einen Komplizen zu haben. Doch auch das war gelogen. Nun hat Madoffs ehemaliger Finanzchef Frank DiPascali seine Beteiligung gestanden. „Es war alles erfunden“, sagte er am Dienstagabend unserer Zeit vor dem Bundesgericht im New Yorker Stadtteil Manhattan. Im dunklen Anzug und mit ganz leiser Stimme packte der 52-jährige DiPascali aus: Wie er als Madoffs rechte Hand tausende von Anlegern prellte, millionenfach Aktiendeals fälschte, Milliarden verschob. „Es war falsch und ich wusste, dass es falsch war“, redete sich der Komplize die jahrzehntelange Lügengeschichte von der Seele. Dann bekannte der verheiratete Vater von vier Kindern: „Es tut mir sehr, sehr, sehr leid.“ Und schob hinterher: „Ich weiß, dass meine Entschuldigung so gut wie nichts bedeutet.“

Richter Richard Sullivan ließ keine Gnade walten: Handschellen und Haft bis zum voraussichtlichen Urteil im Mai 2010. Den selbst vom Staatsanwalt unterstützten Antrag auf Freiheit gegen eine Millionen-Kaution lehnte er ab. „Ich sehe nicht, warum ich Herrn DiPascali vertrauen sollte“, sagte Sullivan. So wie es auch für Madoff Ende Juni kein Mitleid gab, sondern die Höchststrafe.

Mit einem Schneeballsystem brachten er und DiPascali weltweit Investoren um insgesamt 65 Milliarden Dollar. Das Geld immer neuer Opfer zahlten sie als Gewinne an bestehende Anleger aus, bis ihnen die Finanzkrise das Genick brach. DiPascali kam schon mit 18 Jahren zum gerade an der Wall Street bekanntwerdenden Madoff. Es folgte eine 33 Jahre lange Schicksalsgemeinschaft, ab Anfang der 90er Jahre will DiPascali den Braten gerochen haben. „Ich war ihm treu ergeben“, sagt er. „Ich endete damit, einem schrecklichen Fehler treu zu sein.“

Mit seinem „Fehler“ scheffelte DiPascali Millionen. Die Familie lebt in einem Luxushaus in New Yorks Nachbarstaat New Jersey. Sein pralles Firmenkonto lautete auf den Namen seiner Yacht „Dorothy Jo“. DiPascali gestand alle zehn ihm vorgeworfenen Verbrechen, darunter Verschwörung, Betrug und Geldwäsche. Bis zu 125 Jahre Gefängnis drohen ihm. Zur Strafmilderung hat sein Anwalt einen Deal ausgehandelt. DiPascali kooperiert mit den Ermittlern. Die wollen Namen hören – von weiteren Mitwissern und Komplizen.

Auch „andere Leute“ wussten, dass die behaupteten Aktiengeschäfte nie existierten, sagte DiPascali. Wer, das verriet er im Gerichtssaal nicht. Spekuliert wird nun erneut heftiger denn je, dass Madoffs Frau Ruth nicht ganz so ahnungslos gewesen sei wie behauptet. Auch dass seine zwei Söhne sowie Bruder Peter, die mit in Madoffs Firma arbeiteten, nichts gewusst haben, wird bezweifelt. Die Söhne hatten im Dezember 2008 die Polizei gerufen, nachdem ihnen der Vater alles offenbart habe. Im Visier stehen laut US- Medien auch weitere Mitarbeiter und Anlagevermittler. Offiziell belastet wird nur noch der externe Buchprüfer David Friehling. Er bestreitet alles.

Nicht nur Richter Sullivan erwartet weitere Enthüllungen: „Ich glaube nicht, dass die Suche nach der Wahrheit heute schon am Ende ist“, prophezeite er. dpa

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