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Wirtschaft: Finanzdienstleistungs-Studie: Junge Besserverdiener legen mehr auf die Seite

In Sachen Geldanlage und Altersvorsorge entwickelt sich Deutschland immer mehr zu einer Zwei-Klassen-Gesellschaft. Ob Aktienfonds, Direktbanking oder Versicherungen - überall haben junge Besserverdiener die Nase vorn, während ältere Menschen und vor allem solche mit niedrigem Einkommen immer weiter zurück bleiben.

In Sachen Geldanlage und Altersvorsorge entwickelt sich Deutschland immer mehr zu einer Zwei-Klassen-Gesellschaft. Ob Aktienfonds, Direktbanking oder Versicherungen - überall haben junge Besserverdiener die Nase vorn, während ältere Menschen und vor allem solche mit niedrigem Einkommen immer weiter zurück bleiben. Das geht aus der Finanzdienstleistungs-Studie "Soll und Haben" im Auftrag von "Spiegel" und "Manager Magazin" hervor, die am Mittwoch in Hamburg vorgestellt wurde. Besonders deutlich wird dieser Trend den Angaben zufolge bei der Altersvorsorge. Dort gelte: Je höher das Einkommen, desto höher die Sorge um die Rente.

Eine private Pflichtaltersvorsorge befürworten der Studie zufolge nur 27 Prozent der Deutschen über 14 Jahre, während 35 Prozent ein solches Vorhaben kategorisch ablehnen und die übrigen 38 Prozent gar keine Meinung dazu haben. Dennoch machen sich rund 60 Prozent Sorgen um ihre Rente und besitzen auch mindestens eine private Geldanlage zur Altersvorsorge. Bei näherem Hinsehen falle jedoch auf, dass sich unter den Besserverdienenden mit einem monatlichen Nettoeinkommen ab 4000 Mark überdurchschnittlich viele Gedanken über ihre Rente machten (62 Prozent). Die wenigsten Sorgen in dieser Hinsicht machten sich dagegen die Menschen, die schon heute mit monatlich 1500 bis 2500 Mark auskommen müssten (51 Prozent). Der Leiter der Studie, Sven Dierks, bezeichnete es als sozialpolitisch brisant, dass im Moment gerade diejenigen nicht für ihr Alter vorsorgten, die später ohnehin nur eine geringe Rente erhalten werden. Hier seien die Geldinstitute und Lebensversicherungen gefordert, ihre Beratungen weiter zu verstärken.

Bei den Geldanlagen ist Dierks zufolge insgesamt ein deutlicher Trend weg von festverzinslichen Anlageformen hin zu Aktien zu erkennen. Das gute alte Sparbuch besäßen zwar noch immer 70 Prozent der Deutschen, doch habe diese Zahl vor vier Jahren noch bei 80 Prozent gelegen (1990: 92 Prozent). Dagegen sei der Anteil der Besitzer von Wertpapieren in den vergangenen vier Jahren von 15 Prozent auf 20 Prozent der Bevölkerung gestiegen. Neun Prozent der Bevölkerung besitzen demnach Aktien, gegenüber fünf Prozent 1996. Allerdings verteile der Wertpapierbesitz sich sehr ungleich unter der Bevölkerung. Während die Besserverdiener, gemessen am Anteil der Bevölkerung, der überhaupt Wertpapiere hält, mit 46 Prozent weit überdurchschnittlich vertreten seien, liege die Zahl in der niedrigsten Einkommensgruppe nur bei 22 Prozent.

Ähnliches gilt Dierks zufolge für die Nutzung von Direktbanken, zu deren Kunden in erster Linie junge Menschen mit überdurchschnittlichem Einkommen zählten. Insgesamt gelte jedoch: Während alle von Direktbanken reden, ist noch kaum jemand wirklich Kunde. Der Anteil der Direktbank-Kunden betrage derzeit nur etwa vier Prozent der Bevölkerung. Weitere sechs Prozent überlegten zumindest einen Wechsel.

Bei den Versicherungen macht sich Dierks zufolge die Einkommensschere ebenfalls bemerkbar. Wer ohnehin schon mehr verdiene, sei im Schnitt auch sehr viel besser abgesichert. So hätten nur rund die Hälfte der Menschen mit niedrigem Einkommen bis 1500 Mark netto im Monat eine Hausrat- oder Haftpflichtversicherung, gegenüber 82 Prozent der Besserverdiener. Bei den Lebensversicherungen sei der Unterschied mit 28 Prozent gegenüber 64 Prozent sogar noch etwas deutlicher.

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