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Finanzen: Angst fressen Märkte auf

Seit Tagen geht es an den internationalen Finanzmärkten turbulent zu, die Notenbanken pumpen nun Milliardensummen ins System. Warum geht an die Angst um unter den Maklern?

Anleger sind scheue Wesen. Gerät einer in Panik, steckt er schnell die anderen an. Unsicherheit wird daher von ihnen besonders gehasst. Dann ergreifen sie meist die Flucht. Zurzeit ist die Unsicherheit sehr groß an den Finanzmärkten, auch wenn an diesem Montag Mutige wieder Aktien gekauft haben.

Die Börsen hatten sich an gute Nachrichten wieder gewöhnt: Die Aktienkurse kletterten auf Rekordhöhen, die Firmengewinne sowieso. In einer wachsenden Wirtschaft sitzt das Geld locker – Geld, das nach Überzeugung aller Experten im Überfluss vorhanden ist. Im Prinzip waren die großen Investoren über jedes Objekt froh, in das sie investieren konnten. Die Folge: Risiken wurden systematisch unterbewertet, mögliche Renditen überbewertet. Auch an unsichere Schuldner wurden günstige Kredite vergeben. Doch damit ist jetzt Schluss. Auslöser für die plötzliche Panik ist der US-Markt für Immobilienhypotheken. 70 Prozent der US-Bürger besitzen mittlerweile Häuser, und um dementsprechend viel Geld geht es nun.

In Zeiten des Wirtschaftsaufschwungs steigen auch die Preise für Häuser. Ein heute finanziertes Gebäude wird schon bald mehr wert sein als der Preis, den der Schuldner dafür bezahlen musste. So ist der Kredit bequem abgesichert. Kann ein Schuldner die Zinszahlungen nicht mehr aufbringen, wird das Haus eben zu einem guten Preis verkauft. Mit dieser Sicherheit im Rücken und mit viel überschüssigem Geld in der Hand werden auch Anträge von Leuten positiv beantwortet, die in schwächeren Wirtschaftszeiten kaum einen Kredit bekommen hätten.

Das geht so lange gut, wie die Wirtschaft und damit der allgemeine Wohlstand wachsen – und die Hauspreise in die Höhe treiben. Geht es wieder bergab, stimmt die Rechnung nicht mehr. Eine Reihe großer Hypothekeninstitute in den USA ist in Schieflage geraten. Das wäre nicht weiter schlimm, wenn sie die einzigen wären, die versucht haben, mit Hauskrediten für weniger solvente Menschen Geld zu verdienen. Doch selbst Institute wie der deutsche Mittelstandsfinanzierer IKB haben sich auf dem lukrativen Immobilienmarkt engagiert. Ganz offenabr wollte keine größere Bank auf die verlockenden Renditen verzichten.

Was die Märkte nun so verunsichert ist, dass niemand genau weiß, wer welche Risiken trägt. Seit Ende der Neunziger haben Investmentbanker immer neue Finanzinstrumente entwickelt, um Risiken zu verkaufen und sie so aus der Bilanz zu bekommen.

Die Forderungen aus Hypotheken oder Konsumentenkrediten der eigenen Kunden müssen zu einem bestimmten Prozentsatz mit eigenem Kapital unterlegt werden, für alle Fälle, wenn der Kredit platzt. Um sich dieses (teure) Geld zu sparen und so eine blitzsaubere Bilanz aufzuweisen, haben die Banken die Forderungen an eine andere, spezialisierte Bank verkauft. Diese Institute erwerben nicht nur Forderungen von einer, sondern von mehreren Banken, bündeln diese und verkaufen sie an Hedgefonds. Die wiederum mischen Forderungen aus Hypotheken mit anderen Kreditformen – und reichen Anteile daran an Investmentfonds weiter, die die Banken aufgelegt haben. Daran verdienen alle, solange die Kredite nicht massenhaft platzen.

Durch das Bündeln und Mischen von Forderungen soll zwar das Risiko vermindert werden, es leidet aber auch die Transparenz. Im Krisenfall halten alle Banken ihr Geld zusammen und leihen sich auch gegenseitig keines mehr. Denn keiner weiß, welche Risiken bei dem anderen in den Büchern schlummern. Dabei leben die Märkte davon, dass sich die Banken gegenseitig bei der Finanzierung von Transaktionen unterstützen. Damit nun Banken nicht kurzfristig in Zahlungsschwierigkeiten kommen, haben die internationalen Zentralbanken milliardenschwere und zinsgünstige Kreditlinien aufgelegt. Diese Art von Überbrückungsgeld soll den Instituten helfen, bis die Lage übersichtlicher geworden ist – und wieder gegenseitiges Vertrauen herrscht.

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