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Aktien: Doppelter Boden

Die Börsenkurse steigen wieder. Doch wer Aktien kauft, braucht eine Absicherung – zum Beispiel mit Zertifikaten.

Düsseldorf - Das Börsenfieber steigt wieder. Beflügelt von der Hoffnung auf ein baldiges Ende der Wirtschaftskrise sind die Börsenkurse weltweit zuletzt deutlich nach oben geklettert. Allein der Deutsche Aktienindex (Dax) legte seit März um 50 Prozent zu und lockt zunehmend Anleger auf den Markt, die von dem vermeintlichen Aufschwung profitieren wollen. Wer nun einsteigen will, aber dem Optimismus der Börsianer nicht so recht traut, für den können ausgerechnet Produkte interessant sein, deren Ruf die Finanzkrise massiv beschädigt hat: Zertifikate. Das sind Wertpapiere, die nicht wie eine Aktie oder eine Anleihe selbst einen Wert verbriefen, sondern den Verlauf einer anderen Anlage nur abbilden. In den meisten Fällen beziehen sich Zertifikate auf eine Aktie oder einen Aktienindex, es gibt aber auch Papiere auf Rohstoffe oder Währungen.

Zertifikate sind komplizierte und riskante Anlageprodukte. Das hat die Finanzkrise vielen Anlegern vor Augen geführt. Entweder durch Kursverluste oder gar durch den Totalausfall der von der US-Pleitebank Lehman Brothers emittierten Papiere. Seither gelten Zertifikate als Inbegriff für die spekulativen Auswüchse der Finanzwelt. Doch es gibt auch Produkte, die leicht zu durchschauen sind und Kursgewinne versprechen, aber gleichzeitig das eigene Depot gegen Verluste absichern. Grundsätzlich gilt: An der Börse gibt es nichts geschenkt. Für höhere Chancen müssen Anleger ein höheres Risiko eingehen. Dies gilt auch für alle Zertifikatetypen.

GRENZEN SETZEN

Zunächst ist es in jedem Fall ratsam, mögliche Verluste in Grenzen zu halten, indem man Stoppkurse setzt, bei denen Wertpapiere automatisch verkauft werden. Diese sollten regelmäßig aktualisiert werden und nicht zu nah am aktuellen Kurs liegen. Zudem empfehlen Anlegerschützer, bei den Grenzen keine runden Beträge zu wählen. Weil die meisten institutionellen Anleger ihre Stoppkurse auf runde Werte legten, werde das Papier des Kleinaktionärs dann häufig als letztes und damit zu einem schlechteren Kurs verkauft, lautet die Begründung.

GEWINNE IN ALLE RICHTUNGEN

Bei sogenannten Twin-Win-Zertifikaten ist es nebensächlich, ob die Kurse steigen oder fallen, solange sie sich überhaupt bewegen. Je stärker die Ausschläge ausfallen, desto höher steigen die Gewinne. Allerdings gilt das Prinzip nur beschränkt: Wenn die Kurse zu tief fallen, drohen hohe Verluste.

Bei diesen Zertifikaten gibt es für Anleger zwei magische Marken: der Basispreis, also der Ausgangskurs der relevanten Aktien oder Indizes, und die sogenannte Barriere, die unterhalb dieses Kurses liegt. Wird die Barriere während der festen Laufzeit des Papieres nicht unterschritten, gewinnt der Anleger bei steigenden und bei fallenden Kursen. Stagnieren die Kurse allerdings, wäre eine direkte Investition in Aktien der bessere Weg gewesen. Denn die Dividenden der Unternehmen werden nicht angerechnet. Sinkt der Kurs einmal unter die Barriere, fällt der positive Effekt bei Verlusten bis zum Ende der Laufzeit weg.

Aufgrund ihres speziellen Profils eignen sich Twin-Win-Zertifikate für Anleger, die einen starken Kursanstieg mit zwischenzeitlichen – begrenzten – Verlusten erwarten.

EINSTIEG MIT RABATT

Bei Discount-Zertifikaten bekommen Anleger einen Rabatt für ihre Investitionen. Das bedeutet, sie kaufen etwa eine Einzelaktie oder einen Aktienkorb günstiger als zum aktuellen Marktpreis. Im Gegenzug sind die Gewinnmöglichkeiten – anders als beim Twin-Win-Zertifikat – nach oben durch einen Höchstbetrag („Cap“) begrenzt. Der Rabatt wirkt dabei als Risikopuffer. Besonders geeignet sind Discount-Zertifikate für Börsenphasen, in denen Anleger mit stagnierenden oder nur leicht steigenden oder fallenden Kursen rechnen. Inzwischen können Anleger aus einer sehr großen Produktpalette wählen und nicht nur bei den Basiswerten, sondern auch bei Laufzeiten und Risikostruktur fast jede beliebige Konstellation am Markt bekommen.

„Die Nachfrage nach Discount-Zertifikaten ist in den vergangenen Monaten stark gestiegen. Viele Anleger setzen dabei vermehrt auf Indizes mit hohen Discounts“, sagt Thomas Mildner, Zertifikate-Spezialist bei der DZ Bank. Das bestätigt auch die Deutsche Bank. Dort sind im Moment vor allem Discount-Zertifikate mit einer Laufzeit von sechs Monaten gefragt, heißt es.

RÜCKZAHLUNG GARANTIERT

In turbulenten Phasen ist eine Garantie viel wert. Entsprechend hat sich der Markt in letzter Zeit entwickelt. „Garantieprodukte laufen besser als andere“, sagte Lars Brandau vom Deutschen Derivate-Verband. Solche Zertifikate bieten eine Garantie auf die Anlage, allerdings nur am Laufzeitende. Die Sicherheit hat ihren Preis. Oft lohnt die Rendite kaum. Grundsätzlich sollten Anleger ohnehin darauf achten, ihr Depot mit sicheren, fest verzinsten Werten zu stabilisieren.

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