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ANLEGER Frage: an Klaus Martini Leiter der globalen Anlagestrategie für Privatkunden der Deutschen Bank

Noch Potenzial bei Rohstoffen

Die Preise für Rohstoffe steigen dramatisch. Nicht nur der Ölpreis hat sich in den vergangenen zwölf Monaten mehr als verdoppelt, auch Erz, Kupfer oder Cadmium sowie Nahrungsmittel wie Soja und Mais sind deutlich teurer geworden. Handelt es sich dabei um eine Spekulationsblase, die bald platzen könnte oder sollte man noch in Rohstoffe investieren?

Der Preisanstieg vieler Rohstoffe hat handfeste Gründe. Die Preise zeigen, wie sich die Nachfrage auf den Weltmärkten dramatisch verschoben hat. China beispielsweise begann erst vor einigen Jahren wegen der steigenden Inlandsnachfrage massiv zu importieren, etwa Soja und Weizen. Der Preis von Molybdän – das in der Stahlindustrie zum Einsatz kommt – hat sich vom Tiefpunkt aus versiebenfacht, der Cadmiumpreis hat sich verdreißigfacht. Auch diese Preissteigerungen hängen mit der weltweit wachsenden Nachfrage bei begrenztem Angebot zusammen. Es wäre also falsch zu behaupten, alle Preissteigerungen seien spekulativ. Finanzinvestoren spüren Preistrends auf und versuchen diese gewinnbringend zu nutzen, sind also Trendfolger und nur selten Trendsetter. In einigen Marktphasen war sicher Spekulation enthalten, etwa am Jahresanfang im Reispreis. Inzwischen wurde diese Übertreibung korrigiert. Es gibt meines Erachtens heute keine Blase.

Hilfreich für eine Einschätzung der aktuellen Situation ist auch ein Blick auf die inflationsbereinigten Preise: Mit Ausnahme von Rohöl und einigen anderen Rohstoffen sind die Preise der meisten Rohstoffe weit von ihrem historischen Höchststand entfernt, etwa im Fall von Zucker, Kaffee, Kakao, Baumwolle und Silber. Soja, Weizen, Zink und Zinn kosten heute inflationsbereinigt nur halb so viel wie auf dem jeweiligen Höchststand. Insofern bietet die anhaltend hohe und teilweise weiter steigende Nachfrage nach vielen Rohstoffen gute Chancen für Anleger. Wer nicht direkt in einzelne Rohstoffe investieren möchte, der kann auch Aktien von Unternehmen und Investmentfonds kaufen, die im Rohstoffsektor engagiert sind. Aufgrund der großen Preisschwankungen bei Rohstoffen empfehlen wir Privatanlegern ohnehin, in diversifizierte Rohstoffanlageinstrumente zu investieren.

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an Klaus Martini

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