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ANLEGER Frage: an Malte Diesselhorst, Landesgeschäftsführer der Deutschen Schutzvereinigung für Wertpapierbesitz

Fusionen bringen selten Glück

Die Börse hat die Übernahme der Dresdner durch die Commerzbank negativ bewertet. Zahlen sich Fusionen für Aktionäre in der Regel langfristig aus?

Fusionen versprechen den beteiligten Unternehmen zunächst Wachstum – bezogen auf Marktanteile, Umsatz, Technologien. Dagegen leidet üblicherweise kurzfristig die Ertragskraft: Kaufpreise, Abfindungen für ausscheidende Aktionäre und Integrationskosten müssen finanziert werden, oft sind aufwendige Strukturanpassungen notwendig und fast immer ein teurer Stellenabbau.

Im Idealfall entsteht so ein Unternehmen, dessen Marktposition besser und dessen Ertragskraft höher ist als die Summe seiner Teile vor der Fusion.

Allerdings mussten die Aktionäre in der Vergangenheit oft bittere Erfahrungen mit Fusionen machen. In vielen Fällen waren die Schwierigkeiten viel größer als erwartet, der Nutzen geringer. Die Allianz wurde Opfer einer solchen Fehleinschätzung, als sie 2001 die Dresdner Bank übernahm. Noch schwieriger verliefen die Fusionen im Automobilbereich: Daimler handelte sich bei der Fusion mit Chrysler und BMW mit Rover kräftige Dellen ein, Image und Aktienkurs litten stark.

Die Übernahme von Schering durch Bayer zeigt, dass es auch anders geht. Bayer profitierte von der Übernahme, und der Kurs entwickelte sich weiter gut. Anders als die Dresdner Bank war Schering bei der Übernahme kein Problemfall, sondern eine Perle. Die Börse wusste das zu würdigen.

Studien belegen, dass die Zusammenführung und Integration großer Unternehmen fast immer schwieriger und teurer ist, als ursprünglich erwartet, und nicht selten auch vollständig misslingt.

Hinzu kommt, dass im Vorfeld einer Fusion der Kurs für das Zielunternehmen oft schon deutlich steigt, der Kauf also teurer wird, als ursprünglich geplant. Solche Mehrkosten müssen dann zusätzlich verdient werden. Für Aktionäre des Zielunternehmens ist jedoch oft der Zeitraum vor der Fusion, in dem die großen Erwartungen noch nicht von der Realität zurechtgestutzt wurden, der beste Zeitpunkt, auszusteigen. Sie nehmen die Kurssteigerung mit, ohne die anschließenden Integrationsrisiken tragen zu wollen.

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an Malte Diesselhorst

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