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ANLEGER Frage: an Michael Rottmann Leiter der Zins- und Devisenstrategie der Hypo-Vereinsbank

Vorsicht bei US-Anlagen

Die Leitzinsen in den USA sind nach mehreren Zinsschritten der Notenbank Fed niedriger als in der Eurozone. Wie können Anleger vom Zinsunterschied zwischen den beiden Währungsräumen profitieren – und wo liegen die Risiken?

Anleger können ohne Wechselkursrisiko kaum von der aktuellen Konstellation profitieren. Eine Anlage in US-Staatspapieren oder am US-Geldmarkt drängt sich aufgrund der negativen Zinsdifferenz zum Euroraum nicht auf. Im Gegenteil, sollte die Europäische Zentralbank (EZB) dem amerikanischen Zinssenkungszyklus mit einem zeitlichen Nachlauf folgen, dürfte man in deutschen Staatsanleihen nicht nur eine höhere Rendite erzielen, sondern aufgrund von nachgebenden Renditen auch noch zusätzliche Kursgewinne einstreichen.

Für Schuldner stellt sich hingegen – zumindest theoretisch – die Frage nach einer Fremdfinanzierung in Dollar. So liegt der Geldmarktsatz (für zwölf Monate) in Dollar mit 2,81875 Prozent nur noch minimal über dem Zwölfmonatssatz des Schweizer Franken von 2,73333 Prozent und ein beträchtliches Stück unter dem Zwölfmonats-Euriborsatz von 4,33375 Prozent. Der positive Effekt: Geht man neben einer Fremdfinanzierung in Schweizer Franken eine zusätzliche Fremdfinanzierung in Dollar ein, erreicht man natürlich eine Risikostreuung. Der Preis dafür ist allerdings eine ungleich höhere Schwankung (Volatilität) des Dollar und damit eine deutlich geringere Fehlertoleranz gegenüber dem Franken.

Um die relativen Attraktivitäten zu verdeutlichen: Ein Zinsvorteil des Dollar gegenüber dem Euro von gut 1,5 Prozent ist bei einer historischen Volatilität des Wechselkurses von Euro zu Dollar von 6,5 Prozent deutlich unattraktiver als ein Zinsvorteil des Schweizer Franken gegenüber dem Euro von 1,6 Prozent bei einer historischen Volatilität des Wechselkurses von Euro zu Schweizer Franken von 4,3 Prozent.

Fazit: Nur wer Zinssenkungen der EZB kategorisch ausschließt und/oder mit einem weiteren Wertverfall des US-Dollar rechnet, sollte die Fremdfinanzierung in Dollar beziehungsweise eine reinrassige Währungsspekulation gegen den Dollar beziehungsweise zu Gunsten des Euro ins Auge fassen.

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an Michael Rottmann

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