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ANLEGER Frage: an Michael Rottmann Leiter der Zins- und Devisenstrategie der Hypo-Vereinsbank

Die Renditen bleiben stabil

Die Renditen der zehnjährigen Bundesanleihe ist seit dem Jahrestief Mitte März bis Mitte Juni rapide um mehr als 70 Basispunkte auf gut 4,6 Prozent gestiegen – den höchsten Stand seit fünf Jahren. Ist der Anstieg ein Zeichen für wachsenden Inflationsdruck? Steigen die langfristigen Zinsen weiter so massiv?

Der Renditeanstieg ist nicht auf Inflationsbefürchtungen, sondern auf die verbesserten langfristigen Wachstumsaussichten zurückzuführen. Dies lässt sich deutlich an den einzelnen Komponenten der zehnjährigen Rendite ablesen: So stieg die reale Rendite seit Mitte März in der Spitze um 68 Basispunkte. Die sogenannte Break-Even-Inflation – Differenz zwischen nominaler Rendite und realer Rendite – hingegen um lediglich elf Basispunkte. Mit anderen Worten: Die Inflationskomponente blieb weitgehend stabil. Dies ist nicht verwunderlich, da die Inflationsrate im Euroraum bereits seit acht Monaten bei knapp zwei Prozent liegt.

Der Anstieg der Renditen basiert damit fast ausschließlich auf den deutlich verbesserten langfristigen Wachstumsaussichten. Noch zum Jahreswechsel prognostizierten sämtliche Volkswirte für das erste Quartal ein mehr oder minder enttäuschendes Wachstum aufgrund der Mehrwertsteuererhöhung. Doch die Schwäche blieb nicht nur aus – das Wachstum stieg um herausragende 0,5 Prozent gegenüber dem Vorquartal.

Ein anhaltender Renditeanstieg ist nicht zu befürchten. Zwar wird die Europäische Zentralbank die Leitzinsen weiter anheben und ein Niveau von 4,5 Prozent (aktuell 4,0 Prozent) zum Jahreswechsel wäre keine Überraschung. Die langfristigen Renditen werden aber nicht mehr wesentlich steigen. Die Inflation wird auch in den kommenden Monaten mit der Marke von zwei Prozent flirten, aber diese höchstwahrscheinlich nicht dauerhaft überschreiten. Auch die Wachstumsraten dürften ihren Zenit erreicht haben.

Zwar bleibt der Ausblick sehr solide und die Wachstumsdynamik dürfte sich nach voraussichtlich 2,7 Prozent im Jahr 2007 auf 2,5 Prozent im kommenden Jahr belaufen. Dies ist ein stolzes Wachstum, aber stellt eben doch einen Rückgang in der konjunkturellen Dynamik dar. Ein weiterer Anstieg der realen Renditen scheint damit keinesfalls zwingend. Wir gehen vielmehr von einem weitgehend stabil bleibenden Renditeniveau aus.

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an Michael Rottmann

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