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ANLEGER Frage: Gold kaufen in unsicherer Zeit?

Helmut Kaiser, Chefinvestmentstratege für Privatkunden der Deutschen Bank, antwortet auf Leserfragen.

Der Goldpreis ist im vergangenen Jahr um rund 50 Prozent gestiegen. Seit Anfang September geben die Notierungen aber wieder nach. Wie geht es 2010 weiter?

Seit Anfang 2009 befand sich der Goldpreis in einem Aufwärtstrend der nach Überschreiten der Marke von 1000 Dollar pro Feinunze im September sogar noch an Dynamik gewann. Bei 1227 Dollar erreichte er am 3. Dezember den vorläufigen Höchststand und hat sich seither deutlich zurückgebildet. Ausgelöst wurde die Korrektur durch eine Reihe von Faktoren, die zu einem stärkeren Dollar führten. Der US-Arbeitsmarkt war im November überraschend stabil. Hinzu kam, dass in dieser Zeit das Rating von griechischen Staatsanleihen nach unten revidiert wurde und sich die Probleme bei einem großen Immobilienentwickler in Dubai zuspitzten. Durch die Nachrichten aus Griechenland wurde der Euro belastet, der Dollar konnte profitieren. Ein stärkerer Dollar ist aber traditionell Gegenwind für den Goldpreis.

In den ersten Wochen des neuen Jahres dürfte der Gegenwind anhalten. Mehrjährige Beobachtungen zeigen, dass der Dollar im Januar zur Stärke neigt, die den Goldpreis weiter belasten würde. Die Investoren dürften nach den Vorfällen in Griechenland und Dubai ihre vorsichtige Haltung an den Anleihemärkten beibehalten. Der Goldpreis dürfte sich daher zunächst weiter im Spannungsfeld zwischen preisstützenden (höhere Risikoaversion) und preisdämpfenden (stärkerer Dollar) Faktoren bewegen. Wir gehen davon aus, dass Preisrückgänge nicht sehr stark ausfallen sollten.

Das fundamentale Umfeld für Gold dürfte 2010 günstig bleiben. Untersuchungen der historischen Goldpreisentwicklung zeigen, dass Preissteigerungen vor allem bei niedrigen realen US-Geldmarktsätzen auftreten. Diese Bedingung sollte bis weit in das Jahr 2010 erfüllt bleiben. Die Balance von Angebot und Nachfrage spricht für einen Goldpreis, der gut nach unten abgesichert ist. Die Goldminen haben ihre Produktion trotz gestiegener Preise und konstant hoher Nachfrage in den letzten Jahren nicht ausgeweitet. Dies dürfte sich auf absehbare Zeit kaum ändern. Die Nachfrage aus der Schmuckindustrie wurde zwar durch den hohen Preis zurückgedrängt, dies wurde jedoch mehr als kompensiert durch die zusätzliche Nachfrage aus dem Finanzsektor.

Gold sollte im derzeit unsicheren Umfeld weiter als Schutz für den Fall von Krisenereignissen in Wertpapierportfolios beigemischt werden. Die Preise dürften aber nicht mehr so stark steigen wie 2009. Nach einer Phase stärkerer Schwankungen zu Jahresbeginn, sollte sich analog zu einem schwächeren Dollar ein wieder etwas höherer Goldpreis auf Sicht von zwölf Monaten einstellen.

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