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ANLEGER Frage: Griechen-Anleihe mit Restrisiko

Peter Lischke von der Verbraucherzentrale Berlin über Chancen und Risiken von Staatsanleihen für private Anleger.

Die Griechen haben neue Staatsanleihen begeben, die am Markt sehr gut aufgenommen wurden. Die Rendite beträgt 6,3 Prozent. Kann ich als Privatanleger davon profitieren? Und was muss ich beachten?

Staatsanleihen sind mittel- oder langfristige Anleihen, die von einer nationalen Regierung emittiert werden und der Kreditfinanzierung dienen. Rechtlich handelt es sich damit um Wertpapiere, die Forderungsrechte (Gläubigerrechte) verbriefen. Für die Gläubiger besteht somit ein Anspruch auf die Rückzahlung des Darlehens und der Zinsen. Es handelt sich somit also im Prinzip um ein sicheres und pflegeleichtes Rentenpapier, denn die Bonität eines Staates sollte eigentlich so sein, dass eine Rückzahlung außer Zweifel steht.

Die Realität sah aber in der Vergangenheit in einigen Fällen anders aus. So gab es Ende der 90er Jahre kurzfristig Probleme bei russischen Staatsanleihen und auch Anleger von Argentinien-Anleihen können nach wie vor ihr Leid klagen. Das investierte Geld und die erworbene Anleihe ist also nur so sicher wie der Emittent.

Die jüngste 10-jährige Anleihe der griechischen Regierung im Volumen von fünf Milliarden Euro hat eine sehr attraktive Verzinsung. Sie liegt wesentlich höher als die einer vergleichbaren deutschen Staatsanleihe. Selbstverständlich ist diese attraktive Verzinsung auch eine Risikoprämie. Der griechische Staat ist auf die Finanzierungsquelle des Kapitalmarktes angewiesen. Also muss er Anleger mit hohen Zinsen locken.

Vorausgesetzt Griechenland saniert durch eine konsequente Sparpolitik seinen Haushalt und verringert das Defizit wie versprochen kontinuierlich, ergäbe sich für Anleger eine weitere Gewinnchance. Die Regierung hätte nämlich die Möglichkeit, bei der Auflegung neuer Anleihen einen niedrigeren Zins anzubieten. Die „alten“ Anleihen könnten so im Kurs steigen. Bei ihrem Verkauf ließe sich so ein zusätzlicher Kursgewinn realisieren.

Es besteht andererseits das Risiko, dass ein Bankrott des griechischen Staates die anderen EU-Staaten, insbesondere Italien, Spanien und Portugal, mitreißen und den Euro insgesamt schwächen könnte. Es käme somit zu einem Dominoeffekt – in der Sprache des Finanzmarktes zu einem systematischen Risiko. Inwieweit die EU und ihre Mitgliedstaaten dies zulassen würden, ist fraglich.

Es bleibt also festzuhalten, dass es sich bei den Griechen-Anleihen um Papiere mit einem höheren Risiko handelt. Privatanleger sind gut beraten, diese unter Berücksichtigung der persönlichen Verhältnisse, der finanziellen Situation und ihrer Anlageziele abzuwägen. Wer meint, einen Teil seines Vermögens so anlegen zu können, hat die Chance auf hohe Zinsen und zusätzliche Kursgewinne.

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