zum Hauptinhalt

Anlegerfrage: Wird der Euro Reservewährung?

Der Dollar bleibt Leitwährung, sagt Martin Rottmann, Leiter der Zins- und Devisenstrategie der Hypo-Vereinsbankan

Der Euro hat ein starkes Jahr hinter sich. Im Vergleich zum Dollar ist sein Kurs um knapp acht Prozent gestiegen. Kann die europäische Gemeinschaftswährung den Dollar als Reservewährung ablösen?

Nach den Daten des Internationalen Währungsfonds (IWF) liegt der Dollar- Anteil an den Währungsreserven bei 64,8 Prozent, der Anteil des Euro bei 25,6 Prozent. Eine massive Umschichtung, die den Anteil von Euro-Reserven innerhalb weniger Quartale auf einen Anteil von über 50 Prozent führt, bleibt unrealistisch. So ist fragwürdig, ob eine Währung wie der Euro, mit autonom operierenden Staaten und einer kurzen Historie, am Status des US-Dollars kratzen kann.

Zudem würde dies auch das Ende des sogenannten Bretton-Woods-II-Regimes bedeuten, das darauf basiert, dass die USA große Teile ihres Leistungsbilanz- und Haushaltsdefizits durch asiatische Kapitalzuflüsse finanzieren und im Gegenzug günstig Güter nach Asien exportieren. Der Aufbau asiatischer Währungsreserven ist nämlich nicht vom Wunsch nach möglichst hohen Erträgen getrieben, sondern dient dazu, eine schnelle Aufwertung der heimischen Währung zu vermeiden. Ob China diese Strategie unmittelbar aufgeben möchte, ist fraglich. Zudem hätte eine rasante Reduzierung von Dollar-Reserven Auswirkungen auf Inflation und Wachstum weltweit, woran niemand Interesse haben kann.

Die Währungsreserven mit einem Volumen von derzeit geschätzten 5969 Milliarden US-Dollar sind ohnehin nur ein Teil der Geschichte. In den kommenden Jahren dürfte das Anlagevolumen von Staatsfonds und Pensionsfonds, das schon heute bei rund 3000 Milliarden US-Dollar liegt, noch deutlich schneller steigen als bisher.

Letztlich folgen Währungsentwicklungen zwei Impulsen: der Attraktivität des Zinsniveaus und finanzpolitischen Eingriffen. Der derzeit dominierende Faktor sind die hohen Zinsen. Geringeren Einfluss haben momentan währungspolitische Steuerungsmaßnahmen, die unter anderem auch die Währungsreserven betreffen. Die Dollar-Schwäche dieses Jahres linear über die nächsten Jahre hinweg fortzuschreiben, erscheint damit übertrieben.

– Haben Sie auch eine Frage?

Dann schreiben Sie uns:

E-Mail:

Redaktion.Geld@tagesspiegel.de

Postanschrift: Verlag Der Tagesspiegel,

Redaktion Geld, 10876 Berlin

an Martin Rottmann

Zur Startseite

showPaywall:
false
isSubscriber:
false
isPaid:
showPaywallPiano:
false