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Anlegerfrage: Worauf sollte man bei Staats- und Unternehmensanleihen achten

In der Krise flüchten viele Anleger in Anleihen. Die Kurse von Staatsanleihen, aber auch von einigen Unternehmensanleihen, sind in den vergangenen Monaten deutlich gestiegen. Wie riskant ist es für Anleger, jetzt zu so hohen Kursen zu kaufen? Worauf sollte man achten? Oliver Borgis Leiter des Portfoliomanagements der Weberbank antwortet

Anleihen sind sehr gefragt, denn sie haben den Charme, den Nachteil sinkender Zinsen mit Kurszuwächsen zu kompensieren und damit Profiteur der Rezession zu sein. Eine Bundesanleihe mit Fälligkeit im Jahr 2014 hat zum Beispiel seit vergangenem Sommer gute zehn Prozentpunkte im Kurs zugelegt, eine Kursblase kann aber noch nicht diagnostiziert werden. Denn die laufende Rezession wird wohl die erste ihrer Art sein, bei der gleichzeitig sowohl Wirtschaft als auch Preise effektiv zurückgehen werden.

Das mag verwundern, aber egal, ob Ölkrise, Technologieblase oder die ganz normale Konjunkturschwäche zwischendurch: Sie alle gingen bei Inflationsraten zwischen zwei und acht Prozent vonstatten. Die Notenbanken haben also doppelt Grund, die Zinsen zu senken und dabei weiter zu gehen als je zuvor. Weder die Europäische Zentralbank noch die Deutsche Bundesbank haben den Leitzins jemals niedriger als zwei Prozent angesetzt. Diesmal könnte es bis auf 1,5 oder sogar ein Prozent hinabgehen.

Daher sind auch bei Anleihen trotz erreichter Rekorde noch etliche Prozentpunkte Kursanstieg möglich. Wer dieses Potenzial ausreizen möchte, darf nicht den richtigen Verkaufszeitpunkt verpassen. Denn niedrige Leitzinsen und expansive Geldpolitik können zum Inflations- Bumerang werden. Sobald sich das abzeichnet, werden die Anleihenkurse fallen. Manche erwarten den Umschwung in diesem Frühjahr – in Japan mit seiner Nullzinspolitik ist es dagegen nach über zehn Jahren noch nicht dazu gekommen.

Wem das Taktieren zu unsicher ist, der sollte sich für einen Pfandbrief mittlerer Laufzeit entscheiden und einen Teil in inflationsindexierte Anleihen investieren, der umso größer sein sollte, je länger der Anlagehorizont ist. Deren Rendite macht nicht reich, ist aber kalkulierbarer als auf eine höhere Anfangsrendite zu schielen und dafür geringe Bonitäten oder strukturierte Papiere zu akzeptieren. Bei Unternehmensanleihen werden im Rezessionsverlauf zusätzlich die Ausfallraten scharf ansteigen. Eine breite Streuung von Emittenten ist oberstes Gebot.

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An Oliver Borgis

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