zum Hauptinhalt

Aufsichtsratsitzung: HSH Nordbank entlässt zwei Vorstandsmitglieder

Konsequenz aus Milliardenverlusten: Der Aufsichtsrat der HSH Nordbank hat zwei Vorständen fristlos gekündigt. Das Gremium wirft ihnen Pflichtverletzungen vor.

Der Aufsichtsrat beschloss am Dienstag in einer außerordentlichen Sitzung in Hamburg, sich mit sofortiger Wirkung von Kapitalmarktvorstand Jochen Friedrich und Schifffahrtsvorstand Peter Rieck zu trennen. Die Landesbank teilte mit, dass Pflichtverletzungen der beiden Manager zu der Entscheidung geführt hätten. Aufsichtsratschef Hilmar Kopper sei gebeten worden, mit beiden Managern Aufhebungsverträge zu schließen oder den Anstellungsvertrag aus wichtigem Grund zu kündigen.

Der Aufsichtsrat zog für seinen Beschluss ein Rechtsgutachten der Kanzlei Freshfield Bruckhaus Deringer heran. Die HSH Nordbank hatte die Anwälte vor einigen Monaten damit beauftragt, zu prüfen, ob die Vorstände ihre Pflichten in der Vergangenheit ordnungsgemäß erfüllt haben. Bei den ehemaligen Vorständen Hartmut Strauß und Eckehard Dettinger-Klemm stellte die Anwaltskanzlei laut Angaben der Bank ebenfalls Pflichtverletzungen fest. Gegen alle vier Manager werde der Aufsichtsrat Schadensersatzansprüche prüfen, hieß es.

Das Institut äußerte sich nicht darüber, welche konkreten Verstöße die Kanzlei im Falle Friedrich und Rieck gefunden hat. Eine wesentliche Rolle dürften jedoch die sogenannten Omega–Transaktionen aus dem Jahr 2007 gespielt haben, die beide Vorstände abgezeichnet hatten. Die schon damals kriselnde Landesbank verkaufte Immobilienkredite in Milliardenhöhe an mehrere Großbanken, um ihre Bilanz zu bereinigen. Der Verkauf kam jedoch nur deshalb zustande, weil sich die Nordbank verpflichtete, bestimmte Risiken mittels einer Zweckgesellschaft namens "Omega Capital Funding" zurückzunehmen. Die Geschäfte zogen Abschreibungen von mehr als 500 Millionen Euro nach sich. Das sind allerdings noch keine endgültigen Verluste.

Das 400-seitige Rechtsgutachten der Anwaltskanzlei soll nun den parlamentarischen Untersuchungsausschüssen in Hamburg und Schleswig-Holstein und der Staatsanwaltschaft zur Verfügung gestellt werden, die gegen Verantwortliche der Bank ermitteln. Die HSH Nordbank musste von ihren Haupteignern Hamburg und Schleswig-Holstein mit Milliarden gestützt werden, weil sie sich mit riskanten Kredit- und Wertpapieren verspekuliert hatte. Die Ausschüsse untersuchen seit Wochen, welche Hintergründe die Beinahe-Pleite des Instituts hatte.

Den Vorstandschef Dirk Jens Nonnenmacher hatte der Aufsichtsrat im Fall der Omega-Geschäfte bereits entlastet, da er zum Zeitpunkt der Transaktionen erst kurz im Amt war. Kritiker Nonnenmachers hatten seinen Rücktritt gefordert. Der ehemalige Finanzvorstand war im Oktober 2007 zum Chef der HSH Nordbank aufgerückt, nachdem der frühere Vorstandsvorsitzende Hans Berger aufgrund der Abschreibungen zurückgetreten war.

Durch die nun beschlossenen Kündigungen schrumpft der HSH-Vorstand auf vier Mitglieder. Ende Oktober hatte die Nordbank Constantin von Oesterreich als Risikovorstand und Martin van Gemmeren als Chef für die geplante Abwicklungsbank berufen, die toxische Wertpapiere der Bank aufnehmen soll auslagern will. Dies dürfte bedeuten, dass Aufsichtsratschef Kopper wieder neue Vorstandsmitglieder finden muss.

Quelle: ZEIT ONLINE, dpa, Reuters

Zur Startseite

showPaywall:
false
isSubscriber:
false
isPaid:
showPaywallPiano:
false