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Bank of America: US-Finanzbranche zittert vor Stresstest-Ergebnissen

Die US-Großbank Bank of America steckt offenbar in größeren Schwierigkeiten als angenommen: Sie braucht zusätzlich 34 Milliarden Dollar. Die Börsen reagieren nervös.

Der US-Bankensektor ist in Aufruhr: Am Donnerstag sollen die Ergebnisse der sogenannten Stresstests verkündet werden. Bei diesem Verfahren prüft die Notenbank Fed, wie die Bilanz einer Bank aussähe, falls sich die wirtschaftlichen Rahmenbedingungen nochmals verschlechterten. Für mindestens zehn der 19 getesteten Banken sieht es dabei nicht gut aus: Sie benötigen weitere Milliardenhilfen. Die genaue Zahl der betroffenen Geldhäuser sowie die Gesamthöhe des Kapitalbedarfs ist noch offen.

Allerdings sickern immer mehr Informationen aus gut unterrichten Kreisen durch. Demnach benötigt die Bank of America weiteres Kapital in Höhe von 34 Milliarden Dollar. Bisher war in Medienberichten immer von einem Kapitalbedarf von lediglich rund zehn Milliarden Dollar die Rede. Das Institut steht vor allem deswegen unter Druck, weil es die Verluste der gescheiterten Investmentbank Merrill Lynch noch verkraften muss. Ein Sprecher der Großbank lehnte einen Kommentar zu den Informationen ab.

Staat steht mit Eigenkapital bereit

So wie die Bank of America haben auch die anderen betroffenen Geldinstitute ein halbes Jahr Zeit, um sich das Geld auf dem privaten Kapitalmarkt zu besorgen, etwa durch den Verkauf von Anteilen. Ziel ist es in den Augen der Prüfer, genügend Polster zu haben, um "ihre zentrale Rolle in der Volkswirtschaft zu erfüllen". Sollte das nicht gelingen, steht der Staat mit Eigenkapital bereit.

Genau das aber wollen die meisten Institute verhindern, um so den Einfluss der Regierung auf ihr Geschäft nicht noch weiter steigen zu lassen. Einige US-Banken wie beispielsweise Goldman Sachs und J.P. Morgen Chase versuchen gerade, die bereits erhaltenen Staatshilfen schon jetzt zurückzuzahlen. Die Bank of America erwägt nach einem Bericht der Financial Times den Verkauf ihrer rund acht Milliarden Dollar teuren Beteiligung an der China Construction Bank, um zusätzliches Kapital zu beschaffen.

Bis zur Börseneröffnung am Freitagmorgen soll sowohl für die Fed als auch für die betroffenen Banken ausreichend Zeit bleiben, die Testergebnisse und ihre Pläne zu erklären. So werden Notenbankchef Bernanke und Finanzminister Timothy Geithner am Donnerstag vor die Öffentlichkeit treten, um die marktsensiblen Daten in einem 150-seitigen Bericht zu verkünden. Einen Tag danach wollen die Geldhäuser nachziehen. Das Augenmerk dürfte dabei vor allem auf der Bank of America, auf der Citigroup und der kalifornischen Verbraucherbank Wells Fargo liegen. Letztere leidet noch immer unter der Übernahme der maroden Bankenkette Wachovia.

Unruhe an den Aktienmärkten

Die drohenden Negativzahlen sorgten bereits für Unruhe an den Aktienmärkten, die Anleger reagierten überaus nervös. Sowohl der Dow Jones an der Wall Street als auch der Dax in Frankfurt verzeichneten am Dienstag Verluste. "Obwohl die jüngste Markterholung durchaus gerechtfertigt war, liegt jetzt eine scharfe Kurve vor uns. Und der Teufel steckt im Detail dessen, was die US-Banken noch an Kapital benötigen", kommentierte ein Aktienstratege.

Bernanke machte der Branche indes Hoffnungen auf ein baldiges Ende der Krise. Er rechnet in den USA mit einem Wirtschaftswachstum von zwei Prozent im Jahr 2010 und von vier Prozent im Jahr 2011. Die Zahlen seien aber von mehreren Faktoren abhängig. Dazu zählten stabile und wiedererstarkte Finanzmärkte. Bernanke zufolge sei dies aber die große offene Frage. Dennoch zeigte er sich zuversichtlich, dass viele der Banken, die sich dem Stresstest unterzogen hätten, die Kapitalanforderungen ohne neue Staatsgelder erfüllen könnten, betonte er am Dienstag bei einer Anhörung im Kongress. Die Institute könnten falls nötig frisches Kapital ohne Probleme an den Finanzmärkten bekommen.

Unterdessen diskutierten die Finanzminister der Euro-Zone in Brüssel über einen Stresstest auch für Europa. Das könne helfen, das Vertrauen im Bankensektor wieder herzustellen und damit die Erholung der Wirtschaft zu unterstützen, sagte der finnische Finanzminister Jyrki Katainen. Sein deutscher Amtskollege Peer Steinbrück sagte, grundsätzlich sei nichts dagegen einzuwenden. Allerdings dürfe das Verfahren die Krise nicht noch verschärfen. "Es müsste so mit den Ergebnissen umgegangen werden, dass es nicht zu einer Beschädigung der Banken kommt", sagte der SPD-Politiker. "Deshalb Vorsicht an der Bahnsteigkante." (kha/dpa/rtr)

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