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Josef Ackermann

© dpa

Bankchef Ackermann: Auf dem Weg in die Herzen der Deutschen

Victory-Zeichen, Dauer-Lächeln, Charme-Offensive: Deutsche-Bank-Chef Josef Ackermann wird 60 - und hat sich noch immer keinen Platz im Herzen der Deutschen erobert. Doch immerhin ist der Schweizer auf einem guten Weg dorthin. Der Finanzkrise sei Dank.

Das hätte wohl niemand gedacht: Josef Ackermann ist so etwas wie ein Held. Noch vor drei Jahren hätten die Bundesbürger den Chef der Deutschen Bank am liebsten mit Schimpf und Schande aus dem Land gejagt, als er in einem Atemzug stolz Milliardengewinne verkündete und zugleich tausende Mitarbeiter feuerte. Sein Victory-Zeichen beim Mannesmann-Prozess um Millionenabfindungen für Ex-Manager galt vielen als Symbol der Arroganz. Die Finanzkrise aber machte den Schweizer an der Spitze des größten deutschen Bankhauses zum Retter in der Not. Am Donnerstag feiert der stets lächelnde Ackermann seinen 60. Geburtstag und präsentiert am selben Tag die Bilanz seiner Bank.

Das Lächeln könnte ihm dabei vielleicht vergehen - denn am Donnerstag muss Ackermann Farbe bekennen: Hartnäckig hielt sich zuletzt das Gerücht, der Branchenprimus habe in der Krise um faule US-Immobilienkredite mehr Geld in den Sand gesetzt als bislang zugegeben. Im dritten Quartal musste die Deutsche Bank 2,2 Milliarden Euro abschreiben. Damit sei die Finanzkrise für sein Haus weitgehend abgehakt, hatte Ackermann damals gesagt - und schweigt seither. Bleibt es bei diesen Zahlen, ist die Bank im Vergleich zu einst hochgelobten Konkurrenten wie Citigroup und UBS mit einem blauen Auge davongekommen.

Gute Rendite, schlechtes Image

Doch trotz möglicher Einbrüche zum Jahresende erwarten die meisten Analysten auch dieses Mal ein neues Rekordergebnis für die Deutsche Bank. Und für Ackermann. 2006 hatte das größte deutsche Finanzinstitut bereits einen Gewinn von knapp sechs Milliarden Euro gemeldet - doch in guten Zeiten erntete der ehrgeizige Ackermann für solche Zahlen wenig Lob. Er, der die Deutsche Bank wie keiner vor ihm auf Rendite trimmte, hat nie verstanden, warum ihn die Deutschen dafür nicht lieben.

Nun aber steht der Sohn eines Landarztes aus dem schweizerischen Dorf Mels als derjenige da, der die Krise im Griff hat. Nicht umsonst taucht sein Name zuletzt immer dann auf, wenn mal wieder eine Stelle als Spitzenmanager frei wurde - sei es bei der US-amerikanischen Citigroup, dem Investmentriesen Merrill Lynch oder der Schweizer UBS. Doch Josef Ackermann winkte jedes Mal ab. Sein Vertrag laufe bis 2010, und den wolle er erfüllen, sagte er.

Talkshow-Auftritt als Charme-Offensive

Auch in seiner Wahlheimat ist Ackermann, dessen Karriere bei der Schweizerischen Kreditanstalt (SKA) begann, nach fast sechs Jahren an der Spitze der Deutschen Bank angekommen. Es war ein weiter Weg. Nach der öffentlichen Schelte im Mannesmann-Prozess startet er eine Charme-Offensive: Er bekannte sich zum Standort Deutschland, suchte die Nähe zur Politik und den Medien. Er trat sogar in Talk-Shows auf. Den Bankenball, eine von Ackermann sonst gemiedene Veranstaltung, eröffnete er mit einem Walzer und dem Spruch: "Wenn das hier die internationale Finanzkarawane ist, dann bin ich wohl das Kamel."

Die Kampagne hatte Erfolg. Der Durchbruch gelang Ackermann jedoch erst in der Krise. Das zeigen nicht nur die bisher vergleichsweise geringen Abschreibungen der Deutschen Bank. Es waren auch Ackermanns Banker, die die Finanzaufsicht auf den drohenden Zusammenbruch der Mittelstandsbank IKB aufmerksam machten - selbst wenn einige Kritiker der Bank vorwarfen, den Brand erst gelegt und dann die Feuerwehr alarmiert zu haben. Schließlich hatte die Deutsche Bank der IKB viele der komplizierten Finanzprodukte verkauft, die ihr schließlich zum Verhängnis wurden.

Doch auch wenn Image und Zahlen stimmen: Die Deutsche Bank ist längst nicht da, wo ihr Chef ist. Während Ackermanns Name stets unter den fünf Top-Bankern der Welt auftaucht, findet sich das Geldhaus nicht einmal unter den ersten 20 großen Finanzinstituten. Ob ausgerechnet die Finanzkrise daran etwas ändert, wird sich Donnerstag zeigen.

Katharina Becker[AFP]

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