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© Kai-Uwe Heinrich

Banken: Schwarze Zahlen in Berlin

LBB-Chef Vetter erwartet keinen Bonus. Hilfe vom Staat brauche die einstige Bankgesellschaft nicht.

Berlin - Ein bisschen stolz wirkte Hans-Jörg Vetter schon. „Unsere Anforderungen an uns selbst liegen höher“, verkündete der Vorstandschef zwar am Donnerstag bei der Vorlage der vorläufigen Geschäftszahlen der Landesbank Berlin (LBB). Angesichts der Marktverhältnisse sei das Ergebnis aber „noch tolerabel“.

Anders als die meisten anderen Landesbanken hat die LBB im abgelaufenen Geschäftsjahr 2008 einen Gewinn gemacht. Vor Steuern waren es neun Millionen Euro, nach Steuern 29 Millionen Euro. Das ist zwar weit weg von den 250 Millionen Euro, die die Bank ursprünglich angepeilt hatte. Doch es ist mehr als die meisten Beobachter nach den verheerenden Zahlen aus dem vergangenen Herbst erwartet hatten. Im dritten Quartal war die Bank in die roten Zahlen gerutscht, im vierten Quartal zog sie sich überraschend wieder heraus.

„Die Gründe liegen im Geschäftsmodell“, sagte Vetter. Bei der LBB stehe heute das kundennahe Geschäft im Vordergrund. Man habe aus der Krise der Bankgesellschaft, wie das Institut bis vor drei Jahren hieß, die richtigen Schlüsse gezogen. Ein bisschen Glück sei jedoch auch dabei gewesen, räumte Vetter ein. So habe die Bank wegen eines gewonnenen Prozesses gegen das Land Berlin Rückstellungen von gut 100 Millionen Euro auflösen können. Bei dem Prozess ging es um Verluste, die in den 90er Jahren aus der gemeinsamen Grundstücksentwicklungsgesellschaft (GEG) in der Wasserstadt Oberhavel entstanden waren.

Für den relativen Erfolg der LBB ist neben dem Privat- und Firmenkundengeschäft vor allem die Sparte Immobilienfinanzierung verantwortlich, zu der auch die Tochter Berlin Hyp gehört. Hier hat der Konzern nach Vetters Worten im vergangenen Jahr rund 250 Millionen Euro verdient. Schlecht lief dagegen das Kapitalmarktgeschäft. „Die gesamten Belastungen aus der Finanzmarktkrise haben 2008 rund 600 Millionen Euro betragen“, sagte Vetter. Darunter seien rund 250 Millionen Euro, die im Zuge der Insolvenzen der US-Bank Lehman Brothers sowie isländischer Banken angefallen seien. Weitere 350 Millionen Euro seien Abschreibungen auf Wertpapiere.

Auf staatliche Rettung ist die LBB dennoch nicht angewiesen „Für uns ist das derzeit und bis auf Weiteres kein Thema“, sagte Vetter. Die Kapitalausstattung der Bank sei gut, die Refinanzierung für das gesamte Jahr sei bereits jetzt gedeckt.

Bonuszahlungen für den Vorstand erwartet Vetter nicht. „Wenn die Bank kein Geld verdient, kann es ja nicht sein, dass der Vorstand einen Bonus bekommt“, sagte Vetter, der damit nur sein Festgehalt von rund einer Millionen Euro erhalten dürfte. Auch die Eigentümer, die deutschen Sparkassen, müssen verzichten. Er gehe davon aus, dass es keine Dividende gebe, sagte Vetter. „Das ist sicherlich eine Enttäuschung, aber wenn man kein Geld verdient, kann man auch keins ausschütten.“ Die Sparkassen hatten die Bank 2007 für 5,3 Milliarden Euro vom Land Berlin übernommen. Im vergangenen Jahr hatte das Institut eine Dividende von 100 Millionen Euro ausgeschüttet. Langfristig sollen es nach Angaben aus Sparkassenkreisen eigentlich 150 Millionen Euro pro Jahr sein.

In die Zukunft blickte Vetter verhalten optimistisch. Der Jahresbeginn sei „nicht so schlecht“ gelaufen. Und auch bei den Firmenkrediten rechnet er nur mit moderaten Ausfällen infolge der Rezession. „Da sind wir in Berlin begünstigt“, sagte Vetter. Weil es hier wenig Industrie gebe, würden auch nicht so viele Firmen pleitegehen.

Stefan Kaiser

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